Rosen, Klaus. Augustinus. Genie und Heiliger. Darmstadt: WBG 2015. 256 S. Hardcover: 29,95 €. ISBN: 978-3-8053-4860-7
Klaus Rosen war Professor für alte Geschichte an den Universitäten Pretoria und Freiburg, an der Katholischen Universität Eichstätt und der Universität Bonn. Inzwischen emeritiert, veröffentlicht er „Eine historische Biografie“ (so der Untertitel) zu Augustinus. Damit deutet er seinen Schwerpunkt und sein chronologisches Vorgehen an. Im Buch lässt er immer wieder Augustinus selbst zu Wort kommen, dessen literarische Hinterlassenschaft auf ungefähr 5,2 Millionen Wörter geschätzt wird. Er ist überzeugt, dass das „Bergwerk“ von Augustinus´ Schriften die authentische Quelle für sein Leben ist.
Der Autor ist so gründlich in der Zeit- und Werksgeschichte von Augustinus bewandert, dass er viele Begriffe einfach voraussetzt und z.B. bestimmte Strömungen in der Katholischen Kirche oder in der Theologie gar nicht erst erklärt. Der unbedarfte Leser muss nachschlagen, was die Lektüre nicht ganz leicht macht. Andererseits kennt Rosen die Menschen, mit denen Augustinus befreundet oder verfeindet war und gibt kurze Erklärungen dazu ab. Das alles hätte man sich ein bisschen ausführlicher gewünscht. Denn es tut auch einer wissenschaftlichen Arbeit keinen Abbruch, wenn man sie leichter lesen kann.
Aber man bekommt trotzdem eine Fülle von Einzelheiten geboten, vom Jungen aus Thagaste bis zum Bischof von Hippo und seinen Nachfolgeregelungen. Leider erfährt man kaum etwas über sein Glaubensleben. Rosen stellt den Studenten Augustinus, den Rhetorik-Professor und den Bischof recht kühl und von außen her dar. Natürlich geht er auch auf seine Bekehrung ein, aber so wie ein äußerer neutraler Beobachter. Er zeigt ihn als Politiker und Katholiken und einen ungeheuer einflussreichen Mann. – Trotz aller Schwierigkeiten ein Buch, das man mit Gewinn liest und das dem Leser Augustinus als Mensch näher bringt.
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