Aslan, Reza. Gott. Eine Geschichte der Menschen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2018. 317 S. Gebunden: 22,00 €. ISBN: 978-3-579-08716-0.
Der Autor konvertierte als Jugendlicher vom Islam zum Christentum, ließ als Student das Christentum wieder hinter sich und kehrte zum Islam zurück. Schließlich, am Ende seines Buches erklärt er sich als Pantheist. „Gott ist nicht der Schöpfer von allem, was existiert. Gott ist alles, was existiert.“ (S. 191) In seinem Werk ist er „nicht daran interessiert, die Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beweisen“, weil seiner Meinung nach weder für das eine noch für das andere Beweise existieren würden (S. 10).
In drei Teilen zu je drei Kapiteln beschreibt Aslan zunächst woran der Homo erectus hätte erkennen können, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Er untersucht Höhlenmalereien und versucht herauszubekommen, warum Menschen eine Religion entwickelten. Dabei verwirft er die evolutionistische Annahme, dass man Antworten auf ungeklärte Rätsel gesucht habe. Er untersucht noch einige weitere Theorien und meint schließlich, dass man den Ursprung des religiösen Impulses im Gehirn suchen müsse. (S. 57)
Bei allem scheut er sich nicht, von Adam und Eva zu reden, natürlich im Sinn eines Mythos. Menschen stellten sich Götter vor und ließen ihre eigenen Werte zu Wesenszügen der Götter werden. Der Autor meint, dass die Entstehung gewaltiger sehr alter Tempelanlagen darauf hindeutete, dass die nicht die Landwirtschaft zur Sesshaftigkeit der Menschen führte, sondern die Entstehung der organisierten Religion. Er ist sicher: Die Menschen damals beteten keine Steine an, sondern die Geister, die darin wohnten. Und dann vermenschlichten sie abstrakte Naturkräfte. Erst sehr spät (noch keine 3000 Jahre alt) hätte sich der Monotheismus entwickelt. Die natürlichen Neigungen der Menschen würden aber immer zum Polytheismus tendieren.
Im 3. Teil „Was ist Gott?“ setzt sich Aslan mit der Geschichte Israels auseinander, natürlich aus dem Blickwinkel bibelkritischer Theologie. Jahwe wäre eine midianitische Gottheit gewesen, die Gottheit Israels dagegen wäre El. Und die Hinwendung Israels zum Monotheismus würde sich durch die Verarbeitung der babylonischen Gefangenschaft erklären. Er beschreibt kritisch die Kirchengeschichte und die Entstehung der Trinitätslehre und kommt auch über die Geschichte des Islam schließlich in Kapitel 9 zu der These, Gott sei alles.
Das Buch ist recht flüssig geschrieben. Schwierigere Erläuterungen hat er in den 88-seitigen Anhang verbannt. Der Autor ist sehr belesen (25 Seiten Literaturangaben), aber er kennt Gott natürlich nicht. Es ist interessant zu verfolgen, wie aussichtslos es ist, die Welt der Religionen ohne den lebendigen Gott allein vom Menschen her zu erklären.
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