Gott wohnt in einem Lichte … Nahtoderfahrungen als Herausforderung für die Theologie. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus: 2016 143 S. Hardcover: 16,99 € ISBN: 978-3-579-08220-2.
Dr. theol. Herbert Koch, der auch als Gemeindepfarrer, Gefängnisseelsorger und Superintendent gearbeitet hat, möchte Kirche und Theologie dazu bringen, sich mehr mit dem Phänomen der sogenannten Nahtoderfahrungen zu beschäftigen und sie in ihre Theologie einzuordnen. Vor allem das sonntäglich gesprochene Glaubensbekenntnis mit Auferstehung und Gericht ist ihm suspekt. Von daher unterstellt er seiner Kirche an dieser Stelle praktizierenden Fundamentalismus (S. 124). Er möchte deshalb mit den vielfältig bezeugten Nahtoderfahrungen eine wissenschaftliche Grundlage für in der Bibel berichtete Offenbarungen legen.
Im ersten Teil seines Buchs beschreibt er das Phänomen solcher Lichterfahrungen, von denen Menschen berichten und die sie nachträglich verändert hätten. Oft gehört auch die Erfahrung eines blitzschnell ablaufenden Lebensfilms dazu. Im 2. Teil äußert er sich recht kritisch über wissenschaftliche Erklärungen und versucht sich dann mit etwas Quantenphysik in diesem Zusammenhang. Er hat aber wenig Quellen recherchiert und erwähnt deshalb negative Erfahrungsberichte (Höllentouren) nur einmal am Rand. Er lässt völlig aus, dass in anderen Kulturkreisen diese Erfahrungen ganz unterschiedlich wiedergegeben werden. Für die meisten Forscher handelt es sich dabei immer noch um komplexe Halluzinationen, die teilweise auch im Zusammenhang mit Migräne, Epilepsie und Schizophrenie auftreten können (siehe Rezension in „Bibel und Gemeinde“ 2011/4 über den Mythos Nahtoderfahrung S. 33ff.).
Im 3. Teil will Koch zeigen, dass bestimmte Offenbarungen in der Bibel zum Beispiel bei der Bekehrung des Paulus oder Aussagen über göttliches Licht, ihren Ursprung in solchen Nahtoderfahrungen haben könnten. Das erscheint so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass man sich die Mühe sparen kann, es zu widerlegen. Den Lebensfilm sieht er übrigens in der Nähe vom Fegefeuer, das Gottes reinigende und heiligende Macht für die Menschen sei (S. 91). In Teil 4 kritisiert er Theologen, die Nahtoderfahrungen einfach nicht ernst nehmen und stattdessen nur Bibelstellen als dogmatisches Material zitieren.
Ein Buch, auf das man gut verzichten kann. Es zeigt nur die fast verzweifelte Suche von Theologen nach irgendeinem Halt in einer „Grenzwissenschaft“, weil sie Gottes Wort schon längst verloren haben.
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