Gefängnis9. März 2018. Die erste Bibel, bei der er alles verstanden hätte.

Es war am Donnerstag letzter Woche, als wir (vier Mitarbeiter der Kontaktgruppe Scheideweg) bei unserem 14tägigen Treff in der JVA wieder sechs neue Teilnehmer (von insgesamt acht unserer 'Gäste') begrüßen konnten. Auf dem langen Tisch, um den herum alle saßen, hatte ich wieder zwei 'eurer' Bibeln ausgelegt. 

Zum Ende seiner Ausführungen forderte der, der die Andacht hielt, die Teilnehmer auf einen von ihm angegebenen zum Thema passenden Text aufzuschlagen und vorzulesen. Einer der Neuen hatte den Mut und las vor. Daraufhin gab ein anderer der Neuen (der bereits äußerlich seinen religiösen Hintergrund überdeutlich erahnen ließ) - für uns völlig überraschend spontan seinen Kommentar dahingehend, dass diese Bibel die verständlichste sei. Es wäre die erste, bei der er alles verstanden hätte und er wolle sie ausdrücklich allen Anwesenden empfehlen. Wie sich später in einem Unter-vier-Augen-Gespräch durch Nachfragen herausstellte, hatte er sein Exemplar (auf der Zelle) in der Kontaktgruppe seines andernorts vorausgegangenen Aufenthalts erhalten - und  gut gelesen. Für mich ganz offensichtlich war: er hatte bereits mehr verstanden, als ihm selbst bewusst war.

Am letzten Sonntag trafen wir ihn noch einmal mit 25 weiteren 'Gästen' im Anstalts-Gottesdienst. Ich saß ihm unbeabsichtigt schräg gegenüber und konnte beobachten. Er verfolgte Lieder und Botschaft der Gruppe Neustart aufmerksam und schien der einzige zufriedene Hörer.

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