Im Alter von 38 Jahren erkrankte König Hiskija an einem nicht heilenden Geschwür. Da bekam er Besuch von dem Propheten Jesaja, der ihm im Auftrag Gottes mitteilte, dass er seine Angelegenheiten regeln und sich auf sein Ende vorbereiten sollte. Als der Prophet wieder gegangen war, betete der König zu Gott, dem er sein ganzes Leben lang treu gedient hatte, und weinte laut.
Daraufhin musste der Prophet umkehren und dem König eine neue Botschaft Gottes übermitteln. Jahwe, der Gott Israels, würde ihm 15 Lebensjahre hinzufügen. Er versprach ihm: „Ich werde dich gesund machen. Übermorgen kannst du wieder ins Haus Jahwes gehen.“
2.Kön 20:7-11 7 Dann befahl Jesaja: "Holt einen Brei aus Feigen her!" Sie brachten ihn und strichen ihn auf das Geschwür. So wurde der König gesund. 8 Hiskija hatte Jesaja noch gefragt: "An welchem Zeichen kann ich erkennen, dass Jahwe mich wirklich wieder gesund macht und ich übermorgen ins Haus Jahwes gehen kann?" 9 Jesaja sagte: "Jahwe wird dich an folgendem Zeichen erkennen lassen, dass er seine Zusage wahr macht: Soll der Schatten auf der Treppe zehn Stufen vorwärts oder zehn Stufen zurückgehen?" 10 Da sagte Hiskija: "Es ist nichts Besonderes, wenn der Schatten zehn Stufen hinabsteigt. Nein, er soll um zehn Stufen zurückgehen." 11 Da betete der Prophet zu Jahwe, und dieser ließ den Schatten auf der Treppe, die König Ahas gebaut hatte, um zehn Stufen zurückgehen. NeÜ
Ähnlich wird der Text in Jesaja 38,1-8.21-22 berichtet. In 2. Chronik 32,24 ist die Krankheit Hiskijas und das Wunderzeichen nur erwähnt.
Der hebräische Text von 2. Könige 20,11 ist umständlich formuliert. Wörtlich etwa so: „… und dieser ließ den Schatten um die Stufen, die er an der Treppe des Ahas hinabgegangen war, um zehn Stufen zurückgehen.“
Sonnenuhr oder Treppe?
Es ist eigenartig, dass viele Übersetzer und Ausleger aus der Treppe, die König Ahas gebaut hatte, eine Sonnenuhr machten. Dann müsste die „Treppe des Ahas“ ein Sonnenzeiger sein, also ein Stab, der einen Schatten auf ein in Abschnitte eingeteiltes Feld wirft.
Im Jesaja-Text der großen Qumran-Schriftrolle ist noch von einem „Obergemach des Ahas“ die Rede, zu dem die Treppe hinaufführte. Und die Septuaginta übersetzt den Passus aus Jesaja 38,8: „Den Schatten auf den Stufen, welche die Sonne herabgestiegen ist, die zehn Stufen am Haus deines Vaters, ich werde die Sonne diese zehn Stufen zurückgehen lassen.“
Man kann eigentlich nur dann auf die Idee einer Sonnenuhr kommen, wenn man aus den vielfach erwähnten Stufen (Hebr. ma’alot) einen Schattenstab macht. Mit demselben(!) Wort müssten dann aber auch die Markierungen für den Sonnenschatten gemeint sein.
Warum nicht einfach bei einer Treppe bleiben, bei der ein Schatten einfach nach unten wanderte. Verursacht wurde er durch die Sonne und irgendeinen Mauer- oder Dachvorsprung über der Treppe.
Auch die Zahl der zehn Stufen macht es unwahrscheinlich, an eine Sonnenuhr zu denken. Denn dann müsste ein einziger Nachmittag in mindestens zehn Teile geteilt werden, was aber bei keiner uns bekannten Sonnenuhr der Fall ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es zurzeit Hiskijas um 700 v. Chr. überhaupt schon Sonnenuhren in Israel gab.[1]
Das Wunder
Nachdem der Prophet Jesaja dem König im Auftrag Gottes die baldige Heilung versprochen hatte, befahl er, einen Verband aus gepressten Feigen auf das Geschwür Hiskijas zu legen. Dieses Mittel war im Alten Orient zur Heilung von Geschwüren gut bekannt. Vielleicht fragte der König deshalb nach einem göttlichen Zeichen für die baldige Genesung.
Gott ließ ihm die Wahl, ob der Schatten die Stufen weiter hinabsteigen oder zurückgehen sollte. Hiskija entschied sich gegen den natürlichen Verlauf der Dinge. Dadurch würde Gott auch bestätigen, dass er dem König gegen den natürlichen Verlauf der Krankheit eine neue Lebenszeit schenkt. Der Schatten, der bis dahin die Stufen hinabgegangen war, sollte also um zehn Treppenstufen zurückgehen. Der Bibeltext sagt eindeutig, dass Gott dies nach dem Gebet Jesajas geschehen ließ. Man konnte also deutlich sehen, dass der Schatten gegen den natürlichen Verlauf wieder um zehn Stufen hinauf wanderte. Wie lange er anschließend dort blieb, ist nicht berichtet.
Der todkranke Hiskija war aber zwei Tage später wieder gesund und konnte in den Tempel gehen. Das macht nicht nur das von Jesaja aufgeschriebene Dankgebet Hiskijas deutlich, sondern auch die weite Verbreitung der Nachricht von der wunderbaren Heilung des Königs. Sie war bis ins ferne Babylon gedrungen wie die anschließenden Verse in 2. Könige 20 berichten.
Natürlich oder übernatürlich?
Es ist egal welches Mittel Gott benutzt hat, um das Phänomen des zurückgehenden Schattens geschehen zu lassen. Jedenfalls wurde es von Hiskija selbst und/oder seinen Leuten eindeutig beobachtet.
Wir sollten aber keinesfalls annehmen, dass Gott die Achsdrehung der Erde angehalten und die Erde ein Stück zurückgedreht hätte. Das wäre ein riesiger Aufwand mit schwerwiegenden Folgen gewesen und der Weisheit des Schöpfers eigentlich unangemessen. Zumindest zeigt sich für uns Menschen die größere Intelligenz darin, das Gleiche schneller und mit geringerem Aufwand zu erschaffen. Außerdem hatte das Wunder nur einen lokalen und keinen universalen Charakter. Drastisch gesagt: Gott wird nicht die halbe Welt einreißen, um Hiskia zu zeigen, dass ein Nachmittagsschatten auch die Treppe hinauf gehen kann.
Möglicherweise bewirkte Gott ein Brechungsphänomen in der Atmosphäre, wodurch der Schatten wieder aufwärts gelenkt wurde.
[1] Das Prinzip der Sonnenuhr und die Benutzung eines Schattenstabs (Gnomon) zur Bestimmung der Tageszeit ist in China seit 1100 v. Chr. bekannt. Herodot schreibt um 450 v. Chr., dass die Griechen die Sonnenuhren von den Babyloniern übernommen hätten. Vermutlich wurden sie von babylonischen Chaldäern um 600 v. Chr. erfunden. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es zurzeit Hiskijas und Jesajas in Israel noch nichts dergleichen gab. Quelle: www.sonnenuhren-birkenau.de 4.7.2018.
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