Metaxas, Eric. Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte. Holzgerlingen: SCM Hänssler 2019. 623 S. Gebunden: 29,99 €. ISBN: 978-3-7751-5825-1.
Wieder ein Amerikaner, der ein bemerkenswertes Buch über den wohl bekanntesten Deutschen schreibt. Zuletzt war dies Roland Bainton, dessen mit seinem aufsehenerregenden Lutherbuch, das 1950 in den USA erschien und kurz darauf ins Deutsche übersetzt wurde. Metaxas zitiert Bainton in seinem zweiten Kapitel, nachdem dem er den jungen Luther „jenseits der Legenden“ geschildert hatte. Luther grübelte oft über den Tod und war wohl auch depressiv veranlagt. Einmal auf dem Heimweg nach Mansfeld geriet ihm das eigenen Schwert, das damals viele Studenten trugen, zwischen die Beine und zerschnitt ihm eine Arterie. Die Blutung war lebensbedrohlich. Er lag auf dem Boden und versuchte, die Wunde mit der Hand zusammenzupressen. Er betete zu Maria und bat sie, sein Leben zu verschonen. Sein Reisegefährte hatte einen Arzt geholt. Doch in der Nacht brach die Wunde wieder auf und Luther rechnete mit dem Tod. Wieder betete er zu Maria, die es scheinbar erhörte. Aber die Verletzung war schwer und es dauerte lange, bis Luther wieder laufen konnte. Besonders schlimm mit den Depressionen wurde es, als eine Zeit später mehrere Bekannt starben. Andererseits hatte Luther, der Sohn eines Kupferschmelzers, sich auch an einer der besten Universität der Welt hervorgetan. Aber dann am 2. Juli 1505 kurz vor Erfurt, geriet er erschöpft von einer langen Reise in ein furchtbares Gewitter. Den 21-jährigen hatten dabei schlimmste Fantasiebilder der ewigen Verdammnis überfallen, als ganz in der Nähe ein Blitz in den Boden einschlug und die Erde unter seinen Füßen zum Zittern brachte. Er stürzte nieder und schrie um Hilfe zur heiligen Anna und versprach Gott, ein Mönch zu werden. Das würde sein Leben und die Zukunft der Welt verändern. Das Bainton-Zitat lautet: „Die Bedeutung von Luthers Klostereintritt ist einfach die, dass der große Aufstand gegen die mittelalterliche Kirche mit dem verzweifelten Versuch begann, dem von ihr vorgeschriebenen Weg zu folgen.“ (S. 60)
Nun, wer das Bonhoeffer-Buch von Metaxas gelesen hat, wird auch gern zu seinem Lutherbuch greifen. Der Autor wühlt sich tief in die Geschichte von Luthers Zeit und lässt uns einen Mann mit all seinen Widersprüchen und Entdeckungen erleben, die Auswirkungen bis in unsere Zeit haben. Es ist kein Roman, aber trotzdem spannend geschrieben, manchmal bis in die theologischen Auseinandersetzungen hinein. Auch wer Luther schon zu kennen meint, wird viele neue Entdeckungen machen.
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