Das fremde Buch
Steinberg, Julius. Das Hohelied. Witten: SCM R.Brockhaus 2014. 371 S. Hardcover: 19,95 €. ISBN: 978-3-417-25086-2
Der Verfasser ist Professor für Altes Testament und Hebräisch an der theologischen Hochschule Ewersbach. Im Rahmen der Bibelkommentare Edition C legt er eine recht umfangreiche Auslegung des Hohenliedes vor. Allein seine Einleitung umfasst ein Viertel des Buches. Es folgt der Kommentar mit seinen Einzelauslegungen und Vorschlägen für Bibelarbeiten. Am Schluss eine sehr freie Übertragung des Hohenliedes in modernes Deutsch und eine nützliche Zusammenstellung von Sacherklärungen zu einigen im Hohenlied vorkommenden Begriffen.
Steinberg bestätigt in der Einleitung zunächst, dass das Buch immer zum biblischen Kanon gehört habe, auch wenn das von Einzelnen in Frage gestellt wurde. Anschließend nimmt er Stellung gegen die allegorische Auslegung dieses Buches als sehr problematisch und nicht textgemäß. Selbst gegen typologische Auslegung des Hohenliedes, wie man sie etwa bei Gerhard Maier findet, hat er starke Vorbehalte. Das Hohelied bleibt für ihn ein erotisches Liebeslied mit einer möglichen historischen Beziehung zu Salomo und seinem Königshof. Vielleicht ist es auch nur ein Lied über Salomo oder ein Lied im Geist Salomos. Jedenfalls ist es nach Steinberg ein weisheitliches Liebeslied mit einer emotionalen zyklischen Struktur. Es ist eine Zusammenstellung von Liebesgedichten, ein Bühnenstück für die Hochzeitsfeier.
Neben der von ihm entwickelten komplizierten Struktur lässt der Verfasser allerdings nichts anderes stehen und verschweigt, dass eine überzeugende Gliederung dieses Bibelbuchs bis heute nicht gefunden wurde. Allein die Anzahl der Lieder differiert bei verschiedenen Auslegern zwischen sieben und zweiundfünfzig.
Ziemlich befremdend für den Rezensenten wirken die Vorschläge für die Bibelarbeiten. Sie bleiben praktisch ohne jeglichen Bezug zu anderen biblischen Aussagen und Gott. Nur in der Einleitung bietet der Autor „eine kleine Theologie der Liebe“ mit einem biblischen Überblick. Schließlich ist das Hohelied nicht nur seit seiner Entstehung ein kanonisches Buch, sondern auch bei seiner Auslegung. Wir sind immer auf die ganze Schrift angewiesen, sonst ist es keine „Bibel“-Arbeit.
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