Nur noch ein Glaube an Glauben
Rothgangel/Kuch/Raatz (Hrsg.) Kleiner Evangelischer Erwachsenen Katechismus. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2015 (4. Auflage). 495 S. Paperback: 18,99 €. ISBN: 978-3-579-08527-2
Das Buch, das in vierter völlig überarbeiteter Auflage von einem Autorenkollektiv herausgegeben wurde, will Christen helfen, dass sie Auskunft über ihren Glauben und die Konsequenzen für ihr Leben und Handeln geben können. Es ist in sieben Kapitel gegliedert: Gott, der Mensch, Jesus Christus, Ethik, der Heilige Geist, Leben in der Kirche und Ewiges Leben.
Wenn man hier aber etwas Glaubensstärkendes, Hoffnungsvolles und zur Nachfolge Ermutigendes erwartet, wird man enttäuscht. Es wird ein Wischi-Waschi-Christentum vorgestellt, das möglichst niemandem wehtun will, aber mit dem Glaubensbekenntnis und dem lutherischen Katechismus nicht mehr viel zu tun hat.
Die biblischen Begriffe werden zwar noch verwendet, aber so verschleiert, und mit anderen Inhalten gefüllt dass der kirchliche Leser das Glaubensbekenntnis zwar noch sprechen kann, aber nicht weiß, ob die Verfasser des Machwerks das auch tatsächlich glauben.
Einige Beispiele: „In ihnen (d.h. den Auferstehungserzählungen d.Rez.) erkannten die Jünger, dass Gottes Geschichte mit dem Kreuzestod Jesu nicht zu Ende ist. Gott hat sich Jesu Leben und Sterben zu eigen gemacht – und dadurch in die Hoffnungsgeschichte der Glaubens aufgenommen.“ (S. 27f.) Von leibhaftiger Auferstehung unseres Herrn ist keine Rede. Oder: „In beiden Teilen beansprucht die Bibel als Menschenwort göttliche Autorität.“ Die Bibel ist also bestenfalls ein Offenbarungszeugnis von Menschen und bezeugt deren Glauben. Die biblischen Verfasser glaubten eben, dass Gott die Welt geschaffen hat und dass Jesus auferstanden ist, es ist aber keine Rede davon, dass das wirklich geschah. „Das Christentum hofft daher auf eine ‚Vollendung der Welt‘, eine ‚Auferweckung zum ewigen Leben‘ und ein ‚Gericht‘, das die Geschöpfe von ihren Mängeln reinigt.“ (S. 55f.) Soll das das „jüngste Gericht“ sein? In der Bibel steht es anders. „Allerdings ist – wie an vielen anderen Punkten auch – davon auszugehen, dass die biblischen Zeugen geurteilt haben aufgrund der Kenntnisse, die damals zur Verfügung standen.“ (S. 196) Hier ging es um Homosexualität. Aber wir wissen heute natürlich alles besser als die biblischen Verfasser – vom Anfang bis zum Ende der Welt.
In diesem Katechismus löst sich der Glaube auf als ein Glaube an Glauben, ein bisschen Ethik und fromme Geschichten. Es geht den Verfassern nicht mehr um Heilstatsachen und Heilsgeschichte. Praktisch wird alles in verbalen Nebeln aufgelöst, in erfundenen Formulierungen, denen man nicht anmerken soll, dass Jesus nach ihrer Meinung nicht wirklich auferstanden ist. Was bleibt, ist ein bisschen Mitmenschlichkeit und ein paar kirchliche Rituale. Das alles aber im Auftrag der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (VELKD). Es ist offenbar schon so weit, wie Paulus schreibt: „Sie geben sich zwar einen frommen Anschein, aber von der Kraft wahrer Gottesfurcht wollen sie nichts wissen.“ (2Tim 2,5)
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