Das nackte Evangelium. Jesus pur. Grace today Verlag 2013 (2. Aufl.) 290 S. Hardcover: 16,99 €. ISBN: 978-3943597-15-8
Der Verfasser, Pastor einer Ecclesia-Gemeinde in Texas, versteht es ausgezeichnet, seine Leser herauszufordern. Er entlarvt eine Menge frommer Floskeln, stellt vieles vom dem in Frage, was als typisch christlich gilt, und will die Christen von unnötigen falschen Lasten befreien. Sein Thema ist das Evangelium, das reine Evangelium, Jesus pur.
Psychologisch sehr geschickt bittet er zunächst, zehn Aussagen als wahr oder falsch zu kennzeichnen und erklärt dann dem verblüfften Leser, dass alle Aussagen falsch waren. Damit macht er neugierig auf das Buch. Sein Werk ist in sieben Kapitel aufgeteilt, die sehr poppig formuliert sind. Es beginnt mit „Christlicher Zwangsneurose“, führt über „Matroschka-Puppen“ und „Jesus betrügen“ zum „Angriff auf unser Ego“.
Am Schluss listet er noch einmal seine provokanten Fragen für jedes Kapitel auf, um dann in den Streiflichtern etwas gründlicher auf einige Fragen einzugehen, die auf bestimmten Seiten entstehen könnten. Am Ende ein ausführliches Bibelstellenregister.
Farleys Stil sollte nicht dazu führen, seine Arbeit grundsätzlich abzulehnen. Denn an vielen Stellen hat er durchaus Recht. Sehr klar stellt er das vollendete Werk unseres Herrn heraus und zeigt, welche Konsequenzen das für das Heiligungsleben von Christen hat. Allerdings ist er in die Falle getappt, alle scheinbar widersprechenden Bibelstellen so zu erklären, dass sie in sein Konzept passen. Er geht dabei so weit, andere Auslegungen sehr hart und spitz abzulehnen. Das betrifft vor allem seine sehr fragwürdige Erklärung der „Werke“ im Jakobusbrief und seine Beschränkung des Sündenbekennens in 1Johannes 1,9 auf Ungläubige, obwohl Johannes doch eindeutig an Gläubige schreibt. Er nennt sie sogar seine Kinder (2,12.18). Weiterhin behauptet der Autor, Gott hätte erklärt, „dass das Bewusstsein über unseren Zustand der Weg ist, damit sich unser Verhalten ändern kann. Ja alles andere als dieser innere Antrieb für ein aufrechtes Leben ist kein praktiziertes Evangelium.“ (S. 247) Er negiert regelrecht den Kampf zwischen Fleisch und Geist in uns (Gal 5,16; Rö 8,13 – Stellen, die er beide übergeht).
Trotzdem bleibt das Buch eine Herausforderung obwohl der Leser angesichts der genannten Schwachstellen misstrauisch sein und alles genau prüfen sollte. Aber es lohnt sich immer, die Aussagen des Neuen Testaments über unsere Sünden und das Ende des Gesetzes sorgfältig zu studieren.
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