Die Kunst als Frau zu leiten. Gießen: Brunnen 2013. 224 S. Hardcover: 16,99 €. ISBN 978-3-7655-20-0.
Im Vorwort zur deutschen Ausgabe wird das Buch von verschiedenen Personen gelobt, unter anderem auch von Dr. Michael Diener, dem Vorsitzenden des Gnadauer Verbands. Er schreibt: „Nancy Beach ist der festen Überzeugung, dass Gottes Wort gilt und dass Frauen es heute in der Rollenfrage anders lesen dürfen, ja sollen und müssen, als das zur Zeit des Paulus war. Ich teile diese Ansicht schon lange.“ (S. 7)
Es folgt ein ausführlicheres Vorwort von John Ortberg, der schreibt: „meine eigene Überzeugung – wie auch das Leitbild von Willow Creek – lautet, dass in einer Gemeinde, die die Bibel richtig versteht, Frauen und Männer gemeinsam und gleichberechtigt dienen – auf der Grundlage der erhaltenen Geistesgaben und einer Motivation, die den Dienst in den Vordergrund stellt und nicht den Wunsch nach Erfolg oder Anerkennung.“ (S. 12).
Damit ist schon ausgesprochen, was dieses Buch will. Es will evangelikalen Gläubigen deutlich machen, dass sie die Bibel nur dann richtig verstehen, wenn ihre Gemeinden entsprechend begabten Frauen dieselben Predigt- und Leitungsaufgaben zubilligen wie den Männern. Man müsse das, was Paulus geschrieben hat, heute eben anders verstehen. Das ist für den Rezensenten eine dem Zeitgeist unterworfene Bibelkritik im frommen Gewand.
Nun hält sich die Autorin nicht mit exegetischen Begründungen auf, sondern will den evangelikalen Frauen vermitteln: „Gott hat keinen Fehler gemacht, als er euch die Gabe der Leitung oder der Lehre gab.“ (S. 16) Damit stellt sie grundsätzlich das Gabenprinzip über das Schriftprinzip. Wer eine Gabe hat, ist berechtigt, diese genauso auszuüben wie Männer. Sie meint ausdrücklich nicht die Leitung von Kinder- und Frauengruppen (S. 138). Eines ihrer acht Kapitel ist dann auch ein „Offener Brief an männliche Pastoren und Leiter“. Die Männer jedenfalls sollten, auch wenn die eigene Frau Hausfrau und Mutter ist, nicht automatisch davon ausgehen, dass die Mehrheit der Frauen, die ihnen zuhört, sich ebenfalls für diesen Weg entschieden hat (S. 139).
Im ganzen Buch ermutigt Nancy Beach Frauen, sich nicht unterkriegen zu lassen und wo es geht, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Und die Männer sollen Mut zu Veränderungen haben, begabte Frauen die Macht zu lassen und die nächste Generation entsprechend zu schulen.
Ein Großteil des Buches handelt dann davon, wie Probleme in der Leitung „geistlich“ überwunden werden. Die Autorin gibt viele Ratschläge aus eigener Erfahrung. Der Rezensent hat allerdings den Eindruck, dass dies eher Ratschläge für das richtige Management sind, denn mit den vielen Vollzeitlichen in der Riesengemeinde von Willow Creek kann man wohl nur so wie mit den Mitarbeitern in einer Firma umgehen.
Die Autorin erklärt die biblischen Ordnungen für den Dienst von Männern und Frauen für nicht mehr gültig und ermutigt Männer und Frauen mit vielen frommen Worten, das ebenfalls zu tun, sich dabei aber „geistlich“ zu verhalten. Ein Buch, das man nicht weiterempfehlen kann.
Dieses Thema abonnieren
Report absenden
Meine Kommentare