Gottes- und Menschenwort untrennbar verbunden, ja, aber dennoch fehleranfällig?
Die Studentenmission in Deutschland smd, hat nach ihrem Motto denken.glauben.leben Schüler, Hochschulen und Akademiker im Blick. Hier ist fünf Mitarbeitern und zwei Außenstehenden ein recht gutes Praxisbuch in vernünftigem Deutsch ohne überflüssige Fremdwörter gelungen.
Heide, Markus; Mederacke, Fabian (Hrsg.) Gotteswort im Menschenwort. Die Bibel lesen, verstehen und auslegen. Ein Praxisbuch. Cuxhaven: Neufeld Verlag 2021 mit SMD 236 S. Paperback: 14,90 €. ISBN: 978-3-86256-175-9.
Das Buch beginnt mit Vorbildern im Bibellesen- und verstehen: Bonhoeffer, Modersohn, Haman und vor allem Luther. Es folgt eine Reflexionshilfe für Bibelgruppen: Die Bibel in unserem Leben. Dann eine Kurzeinführung in Hermeneutik von H.-J. Eckstein, der drei Unterscheidungen für „biblisch“ vorschlägt. Biblisch 1 ist etwas, das einfach in der Bibel vorkommt, biblisch 2 das, was diese Aussage im Zusammenhang bedeutet und biblisch 3 wie das heute angewendet werden kann. Der nächste Aufsatz von einem der Herausgeber erklärt dies weiter und versucht einige Unterscheidungen zwischen „biblisch 1 und 2“ und dann zwischen „biblisch 2 und 3“. Hier spielen die Kultur und die Umstände der Zeit eine Rolle, die man erst einmal für damals verstehen, aber auch als Gotteswort ernst nehmen muss. Auf jeden Fall gelten die dahinterstehenden Prinzipien auch für heute. Hier entstehen natürlich Fragen.
In weiteren Kapiteln geht es darum, warum wir so unterschiedlich auf Gottes Reden hören und welche Autorität die Bibel in unserem Leben haben muss: Inspiration, Kanon, Niedrigkeit der Schrift (?). Hier wird zunächst eindeutig konstatiert: „Eine Trennung von Gottes- und Menschenwort ist der Bibel nicht angemessen“. „Etwas als zeitbedingt zu erklären, relativiert Aussagen vom jeweiligen Standpunkt aus und nimmt dabei selber einen überzeitlichen Standort – einen Gottesstandpunkt – ein.“ (S. 70) Historisch-kritisch ja, aber es muss von seinem prinzipiellen Atheismus befreit werden. Und dann warnt der Autor des Kapitels, „die göttliche Seite der Schrift überzubetonen“, sodass alle Aussagen der Schrift „in naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Sicht zutreffend“ sein müssen (S. 71). Dies habe seinen Niederschlag in der Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Schrift gefunden. Man will es da lieber mit der Lausanner Verpflichtung zur göttlichen Inspiration der Schrift halten, „dem einzigen geschriebenen Wortes Gottes. Es ist ohne Irrtum in allem, was es bekräftigt, und ist der einzige unfehlbare Maßstab des Glaubens und Lebens.“ Warum nur in allem, was es bekräftigt? Es folgt ein Exkurs zum Umgang mit sogenannten Widersprüchen, die sich durchaus ergänzen können, die man manchmal aber auch aushalten muss.
In Kapitel 8 werden sieben Bibellesezeichen vorgestellt (auch als Beiblatt), die Ratschläge für das Bibellesen in verschiedenen Textarten der Bibel geben. Problematisch erscheint mir hierbei aber die Anwendung jüdischer Apokalyptik auf die biblischen Texte. Es folgen zwei Kapitel mit Hinweisen zu ethischem Handeln, dann ein bemerkenswerter Bibelleseplan, der innerhalb eines Jahres einmal durch das AT und zweimal durch das NT führt. Das letzte ist ein Bibelmarathon, der eine Mini-Einführung durch alle biblischen Bücher gibt. Auch hier gibt es Aussagen, die nicht sehr befriedigend sind. Der Pentateuch sei eigentlich ein anonymes Werk, in das verschiedene Quellen und Überlieferungen eingegangen sind (S. 138). Vertreten wird hier auch die Spätdatierung des Exodus.
Fazit: Sehr viel Gutes und Praktisches, aber auch einiges Bedenklich-Fragwürdiges. Manchmal versuchen die Autoren einen etwas gewagten Spagat.
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