Detje, Malte. Im Zweifel für Gott. Wie wir an Gott dranbleiben, wenn der Glaube nicht trägt. Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus 2020 206 S. Hardcover: 16,99 € ISBN: 978-3-417-26947-5
Der Autor, lutherischer Pfarrer in Hamburg, schreibt für Menschen, deren Glaube anscheinend nicht mehr trägt und die deshalb meinen, dass Gott nicht hält, was er verspricht. Dabei wendet er sich vornehmlich (auch an ehemalige) evangelisch-lutherische Christen. Deshalb betont er mit Vorliebe die lutherischen Sakramente. Gott würde gern Mittel verwenden, um uns zu helfen. So schreibt der Autor in seinem letzten Kapitel über Berufung: „Er spricht zu dir durch sein Wort. Er rettet dich durch das Wasser der Taufe. Jesus erhält deinen Glauben durch Brot und Wein, wo er dir seinen Leib und sein Blut gibt. Genauso benutzt er Menschen, um dich mit dem zu versorgen, was du zum täglichen Leben brauchst.“ (S. 172) Dass Gott durch sein Wort und durch Menschen zu uns redet, ist keine Frage, bei den anderen sogenannten Gnadenmitteln schon. Aber sein Anliegen, ist auch für freikirchliche Christen hilfreich.
Prof. Dr. Michael Herbst fasst schon im Vorwort die sechs Kapitel dieses Buches (abgesehen von den vielen ‚-innen‘) ausgezeichnet zusammen: „Liebe Predigerinnen und Prediger, liebe Buchautoren und Seelsorgerinnen liebe Worship-Song-Schreiberinnen und liebe Jugendkreisleiter prüft bitte, ob das, was ihr lehrt, nur fromm klingt, aber vielleicht mehr verspricht, als Gott uns zusagt, oder mehr von uns Menschen verlangt als Gott es tut.“ (S.6)
Im ersten Kapitel „Gefühl. Wenn ich Gottes Gegenwart nicht spüre“ gibt Detje gute Ratschläge. „Am Ende ist es nicht entscheidend, ob du etwas fühlst oder nicht, sondern dass Gott etwas fühlt.“ (S. 20) „Deine Identität als Kind Gottes beruht nicht auf dem, was in deinem Herzen geschieht, sondern darauf, was Christus am Kreuz von Golgatha vollbracht hat. Dieses Kreuz ist kein subjektives Gefühl, sondern objektiv eingerammt in den Boden der Realität.“ (S. 27) „Jesus hat kein grundsätzliches Problem mit Gefühlen, schließlich hat er sie geschaffen, aber nicht, um durch sie zu uns zu sprechen. Dafür schuf er Worte.“ (S.34 Zitat von Jonathan Fisk)
Im Lobpreiskapitel „Wenn mein Singen leer wird“ erklärt der Autor, dass Lieder in einem Gottesdienst „weniger ein Ort sind, an dem Gott mit uns redet, sondern ein Ort, an dem wir auf das Reden Gottes antworten. Hier geht es weniger darum, dass wir uns in eine bestimmte Stimmung hineinsingen, um auf eine mystische Weise die Gegenwart Gottes zu erfahren, sondern darum, Gott zu loben, ihm unsere Dankbarkeit für das Gehörte zu zeigen und unserem eigenen Herzen die gute Nachricht vorzuhalten.“
Im 3. Kapitel über die Bibel bestreitet der Autor nicht, dass es sinnvoll ist, sich mit ihrer historischen Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit zu beschäftigen. Aber all die Probleme mit den scheinbaren Widersprüchen sind für ihn nur Peanuts. Ihm geht es vor allem um den großen Widerspruch zwischen Gesetz und Evangelium. Er hat da durchaus bedenkenswerte Sätze formuliert: „Das Gesetz fordert. Das Evangelium schenkt … Das Gesetz, sagt: ‚Tu dies!‘ Das Evangelium sagt: ‚Es ist bereits getan!‘ … Das Gesetz spricht schuldig. Das Evangelium vergibt … Das Gesetz ist die Diagnose. Das Evangelium die Medizin … Das Gesetz ist für die sicheren Sünder, das Evangelium für die zerschlagenen Sünder.“ Von Heilsgeschichte allerdings erwähnt er nichts.
Im Kapitel „Veränderung“ formuliert er etwas zwiespältig: „Nachfolge, Hingabe und geistliches Wachstum sind gute und wichtige Dinge. Keine Frage. Aber sie sind nicht der Kern des christlichen Lebens.“ (S. 126) Er unterscheidet dann die katholische „eingegossene Gnade“ und die reformatorisch „zurechnende Gnade … bei der es nicht so sehr darum geht, dass du ein neuer Mensch wirst, sondern darum, dass du einen neuen Status vor Gott bekommst.“ (S. 129)
Überall findet sich viel Richtiges und Bedenkenswertes, auch im Kapitel „Gemeinde. Wenn Kirche nicht mehr mein Zuhause ist.“ Der Autor schreibt griffig und flott, mit vielen gut gewählten Überschriften zwischendrin, und immer ermutigend in Richtung Gottvertrauen.
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