Wayne Grundem behauptet, dass sich die Gemeinde-Propheten deutlich von den Propheten im Alten Testament unterschieden. Sie berichteten zwar etwas, auf das Gott sie aufmerksam gemacht hatte, gaben dies aber mit ihren menschlichen Worten weiter. Könnte es das heute noch geben?
Grudem, Wayne. Die Gabe der Prophetie im Neuen Testament und heute. Petzenkirchen: VGTG 2022. 399 S. Paperback: 29,90 €. ISBN: 978-3-902669-43-8
Der international bekannte Autor ist in Deutschland vor allem durch seine ausgezeichnete „Biblische Dogmatik“ bekannt (siehe „Bibel und Gemeinde“ 2014-1 S. 73). Mit diesem Buch nun, das in den USA schon seit 1988 vorliegt (ergänzt im Jahr 2000), ist endlich auch eine deutsche Übersetzung erschienen. In seiner Arbeit geht Grudem 1. von den alttestamentlichen Propheten als Boten Gottes aus, und stellt ihnen 2. die neutestamentlichen Apostel als Boten Christi gegenüber. Alle ihre in der Schrift niedergelegten Worte waren wirklich Gottesworte.
Im 3. Kapitel untersucht Grudem die Propheten in Korinth und im 4. die im übrigen NT vorkommenden. In beiden erklärt er seine wichtigste Aussage: Diese Gemeinde-Propheten unterschieden sich von den Propheten im Alten Testament. Sie sprachen bloß mit menschlichen Worten, um etwas zu berichten, auf das Gott sie aufmerksam gemacht hatte. Es sind Prophezeiungen, die geprüft werden müssen (1Kor 14,29). Diese Propheten hatten auf jeden Fall weniger Autorität als ein Apostel (1Kor 14,37-38). Grudem findet dies im ganzen NT bestätigt. „Auf der einen Seite gibt es die ‚apostolische‘ Prophetie mit absoluter göttlicher Autorität in den tatsächlich gesprochenen Worten.“ … „Auf der anderen Seite gibt es die ‚normale Gemeindeprophetie‘, für die keine absolute göttlichen Autorität angegeben wird.“ (S. 89) Wenn diese nämlich auch absolute göttliche Autorität gehabt hätten, dann „müssten wir erwarten, dass diese Gabe ausstirbt, sobald die Schriften des Neuen Testaments beendet und den Gemeinden übergeben waren“ (S. 41). In der Gemeinde kann Prophetie also etwas sein, das Gott einem plötzlich vor Augen führt oder aufs Herz legt oder in den Kopf setzt, so dass die Person fühlt, dass es von Gott kommt und es dann mit ihren eigenen Worten mitteilt. (Anhang S. 340)
Im 5. Kapitel kommt Grudem zu dem Schluss, dass Propheten in der neutestamentlichen Gemeinde „keine ekstatischen Erlebnisse während ihres Prophezeiens hatten.“ (S. 108) Im 6. Kapitel untersucht er die Unterschiede von Prophetie und Lehre und erklärt, warum es für Paulus in Ordnung war, dass Frauen in den öffentlichen Versammlungen der neutestamentlichen Gemeinden zwar prophezeien durften (1Kor 11,5), nicht aber lehren (1Tim 2,12).
In den folgenden Kapiteln untersucht Grudem den Inhalt von Prophetien und alle möglichen Missverständnissen und Fragen, die es im Zusammenhang mit Prophetie geben kann. Er zeigt, dass sie keine Leitungsfunktion in den Gemeinden hatten und fragt, ob alle Gläubigen prophezeien könnten. Jedes der ersten zwölf Kapitel seines Werkes schließt er mit Zusammenfassung und einem Absatz „Gültigkeit für heute“ ab. Den insgesamt 14 Kapiteln folgen zehn Anhänge, die gewisse Einzelheiten genauer erklären, zum Beispiel die Frage, warum Zusätze zur Heiligen Schrift abgelehnt werden müssen.
Hilfreich – auch für eine kritische Überprüfung – ist das ausführliche Verzeichnis der Bibelzitate und das der außerbiblischen Literatur am Schluss des Buches.
Fazit: Wayne Grudem macht sehr interessante und gut begründete Vorschläge, die manche exegetische und gemeindepraktische Probleme lösen könnten. Er geht überall fair auf andere Auslegungen und deren Begründungen ein und stellt manche charismatische Praktiken in Frage. Ein durchaus nüchternes und bibelzentriertes Buch, in dem man eigene Argumente wiederfindet. Schon deshalb sollte man es gelesen haben.
Diese Rezension finde ich hochinteressant . Leider stehe ich mit dicken Büchern auf Kriegsfuß, da ich sehr lange brauchen würde, um sie zu lesen. Mir wäre mehr geholfen, wenn die wichtigsten Punkte davon in Vortragsform o.ä. existierten.
Was mir fehlt ist der Hinweis auf den Heiligen Geist, den jeder Gläubige hat. Dadurch werden die "eigenen Worte" sicherlich nicht im Sinne von Inspiration wortwörtlich Wort des Herrn, aber jede gute Predigt und jede "Weissagung" lt. 1Kor 14,3 ist inhaltlich Wort des Herrn. Man muss in jedem Fall darauf achten, dass der Inhalt dessen, was der Herr uns auf das Herz legt, so klar wie möglich vermittelt wird. Dafür dürfen und müssen wir auch beten, dass der Heilige Geist uns die rechten Worte schenkt. Deshalb sind es letztlich nicht wirklich "eigene Worte", sondern Worte mit Unterstützung des Heiligen Geistes, der in uns ist und uns leitet. Unter Gläubigen ist er auch in den Herzen der Zuhörer, sodass unbeabsichtigte Fehler nicht tragisch sind.
Jesu Offenbarung, Offenbarung 9-11, erwähnt das Geschlecht nicht.
Und Paulus sagt sicherlich, dass Frauen Männer nicht lehren sollten.
Aber im Streben nach Liebe möchte Paulus, dass jeder prophezeien kann.
KJV und NIV haben unterschiedlich e Vokabeln.
Und in der deutschen Übersetzung wird "Sacktuch" mit "Trauerkleid" übersetzt.
Warum?
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