Der Weg der christlichen Theologie. Gießen: Brunnen 2013. 727 S. Hardcover: 50,00 €. ISBN: 978-3-7655-9539-4.
Im Rahmen der Lehrbuchreihe des Brunnen-Verlags ist jetzt die dritte deutsche Auflage des schon sehr bekannten und in viele Sprachen übersetzten Werkes erschienen. Die deutsche Ausgabe wurde der fünften englischen von 2011 angepasst und vollständig überarbeitet. Das schon 1993 entstandene Buch ist als Einführung in die christliche Theologie für Anfänger gedacht. Der Autor, Professor für Theologie am King’s Collage in London, geht für Theologie-Studenten den Weg durch die Geschichte des christlichen Denkens. Es ist aber auch für das Selbststudium der Theologie geeignet.
Der erste Teil unter der Überschrift „Wegmarken“ befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung der christlichen Theologie. Im zweiten Teil geht es darum, woher das Christentum seine Gedanken bezieht. Was sind die Quellen und Methoden der christlichen Theologie. (Es fällt auf, dass Theologie sich ziemlich weit von der Bibel entfernen kann und manchmal eigene philosophische Systeme entwickelt.) Der letzte Teil befasst sich mit den Lehraussagen der christlichen Theologie: was Christen glauben. Dabei geht es hauptsächlich um die, die an den Universitäten oder durch ihre Schriften viele andere beeinflusst haben.
McGraths Werk liest sich relativ leicht, es ist verständlich und übersichtlich geschrieben. Wer es im Selbststudium liest, kann nach jedem Kapitel sein erworbenes Wissen anhand der dort gestellten Fragen überprüfen. Am Schluss des Werks ist ein 13-seitiges Glossar der theologischen Begriffe eingefügt, dann ein nach Kapiteln sortiertes Verzeichnis weiterführender Literatur und schließlich ein Personen und ein Sachregister.
Der evangelikale Theologieprofessor hat ein nützliches Werk verfasst, obwohl er offensichtlich Probleme mit der Frage von Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel hat (S. 183). Auch mit dem Kreationismus scheint er auf Kriegsfuß zu stehen (S. 237f.), denn er kennt einerseits das atheistische Werk von Richard Dawkins (2006), aber nichts Aktuelles von Seiten der Kreationisten. Er erwähnt nur das längst veraltete von Henry M. Morris (1974). Auch das Design-Argument von Paley (S. 258f.) nimmt er kritisch unter die Lupe.
Was die Gotteslehre betrifft, mutet die Fragestellung des Verfassers „Ist Gott männlich?“ und seine Antworten etwas merkwürdig an (S. 275ff.). Auch die Darstellung der „Schöpfung als Ordnung“ im Alten Testament, die er als eine Auseinandersetzung mit einer Reihe chaotischer Kräfte versteht, die überwunden werden mussten (S. 304), hat den Rezensenten befremdet. Als eindeutig falsch muss er aber solche Aussagen werten, dass die erste(?) Schöpfungserzählung von der Erde und den Wassern berichten würde, sie hätten lebendige Geschöpfe hervorgebracht (S. 307), denn diese Behauptung beachtet nicht den Zusammenhang, der im jeweils nächsten Vers in Gen 1 vom direkten Handeln Gottes spricht. Auf S. 537f. macht der Verfasser deutlich, dass er auf Seiten der sogenannten „theistischen Evolution“ steht.
Dass das Aufkommen der charismatischen Bewegung den Heiligen Geist an vordere Stelle der theologischen Tagesordnung rückt, ist natürlich richtig. Dass aber die „neue Erfahrung der Realität und Kraft des Heiligen Geistes“ (S. 321) echte Erfahrungen sind, wagt der Rezensent zu bezweifeln.
Es ist verzeihlich, dass es dem Verfasser bei diesem gewaltigen Werk nicht immer gelungen ist, die Unterschiede zwischen dem Denken eines der erwähnten Theologen oder Philosophen und seinem eigenen Denken deutlich zu machen (zum Beispiel S. 541 oben). Einen Anfänger kann das aber leicht verwirren.
Trotzdem ist das Werk insgesamt lesenswert und man kann viel daraus lernen, auch wenn man die Haltung des Autors zu manchen Fragen nicht teilt.
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