„Die Nackedeis aus Eden“ betitelt SPIEGEL-Autor Johann Grolle seine Story (DER SPIEGEL 38). Das Material dafür fand er in dem Buch „The Rise und Fall of Adam and Eve“, das der amerikanische Kulturwissenschaftler Stephen Greenblatt geschrieben hat.
Die Geschichte von Adam und Eva ist – so Grolle – außergewöhnlich, kraftvoll und wunderschön. Sie habe über Jahrhunderte geprägt, wie wir über Verbrechen und Strafe, über Moral, Tod und Schmerz, Arbeit, Muße, Gemeinschaft Ehe, Geschlecht, Neugier, Sexualität und das Wesen des Menschseins denken. Sie strahlt Energie aus, eine Energie, die bis ins Mark der christlichen Kultur vorgedrungen sei, wo sie das Denken der Menschen verändert habe. Allerdings habe sie schwere Schänden angerichtet: „Sie warf die Menschheit um ein Jahrtausend zurück.“
Und so beschreibt Grolle, wie nach Greenblatts Meinung die Geschichte am Anfang der Bibel entstand: Die Juden haben sie während ihrer Gefangenschaft in Babylon ersonnen. Immerhin eine „erstaunlich umfassende Welterklärung“. Aber die Christen hätten dann die Fabelwesen Adam und Eva mit ihrem Sündenfall zu historischen Figuren erhoben. Eine außergewöhnliche Geschichte, ja! Ein wirkkräftiges Märchen?
Was sind die Fakten? 1. Diese Geschichte steht nur in der Bibel. 2. Ihr Text wurde handschriftlich über Jahrtausende mit allergrößter Sorgfalt überliefert. 3. Andere biblische Autoren im Alten und Neuen Testament gehen mit großer Selbstverständlichkeit von der historischen Wirklichkeit der beschriebenen Ereignisse aus. 4. Jesus selbst spricht von einem tatsächlichen Handeln Gottes in dieser Geschichte (Matthäus 19,4-6).
Zusammenfassend erklärt Paulus in Bezug auf das Alte Testament, dass alle Schriften dort von Gott eingegeben oder eingehaucht wurden. Petrus fügt hinzu, dass diese Aussagen von Menschen aufgeschrieben wurden, die der Heilige Geist dazu gedrängt hat. Und in Bezug auf das Neue Testament schreibt er: „Wir haben uns keineswegs auf Mythen oder frei erfundene Geschichten gestützt, als wir euch von der Macht unseres Herrn Jesus Christus und seinem Wiederkommen erzählten“ (2Tim 3,16; 1Pt 2,20-21; 2Pt 1,16).
Was Paulus und Petrus geschrieben haben, kann man glauben oder nicht. Aber es ist durchaus ein möglicher Ausgangspunkt, um die Entstehung der Geschichte von Adam und Eva zu erklären. Denn wer das „Wie“ verstehen will, hat außer den Texten der Bibel nichts zur Verfügung.
Einen anderen Ausgangspunkt haben die Theologen gewählt, auf die der Gewährsmann des SPIEGEL-Autors angewiesen war. Diese erklären die Entstehung der biblischen Texte nämlich vom Standpunkt eines „methodischen Atheismus“ aus, das heißt, ein Wirken Gottes darf in ihren Erklärungen nicht vorkommen. Von daher kam es zu ihren Theorien von der Entstehung der Urgeschichte. Sie finden dafür aber nur ein paar Indizien im Bibeltext, die sie entsprechend deuten. Diese angeblichen Hinweise lassen sich aber genauso gut mit dem oben genannten Standpunkt der Apostel erklären, nämlich der Wirklichkeit des Geschehens.
Übrigens sagt die Bibel ausdrücklich, dass Adam und Eva noch eine Menge Söhne und Töchter hatten (1. Mose 5,4). Dadurch und durch ihr extrem langes Lebensalter vor der Sintflut wird gut verständlich wie Kain zu seiner Frau kam, weshalb er sich vor Rache anderer Menschen fürchtete und schließlich sogar eine Stadt bauen konnte, was für den SPIEGEL-Autor alles unerklärlich scheint.
Es ist wahr, die Geschichte von Adam und Eva (ich würde es lieber einen Bericht nennen), hat eine ungeheure Bedeutung für uns Christen. Denn wenn es Adam und Eva nicht wirklich gab, dann gab es auch keinen Sündenfall. Wenn es aber keinen Sündenfall gab, wozu brauchen wir dann einen Erlöser? Dann hätte auch der Tod von Jesus Christus keinerlei Bedeutung für uns.
Nein, man muss einem Märchen keine „Wirkmächtigkeit“ andichten wie es DER SPIEGEL tut. Es genügt schon, an den allmächtigen Gott zu glauben, um die Macht seiner Worte zu erklären.
Zuerst abgedruckt in idea Spektrum Nr. 41 11. Oktober 2017
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