Die Schriftstellen
[Lk 1,32] Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David weiterführen lassen.
[Mt 1,11] Joschija wurde der Vater von Jojachin und seinen Brüdern. Damals wurde das Volk in die Verbannung nach Babylon geführt.
[1Chr 3,16] Die Söhne von Jojakim waren Jechonja (=Jojachin) und Zidkija.
[Jer 36,30] Darum spricht Jahwe über König Jojakim von Juda: Er wird keinen Nachkommen haben, der ihm auf dem Thron Davids folgt, und seine Leiche wird einfach irgendwo hingeworfen werden und der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht ausgesetzt sein.
[2Chr 36,9-10] Jojachin war bei seinem Herrschaftsantritt 18 Jahre alt und regierte drei Monate und zehn Tage in Jerusalem. Auch er tat, was Jahwe missfiel. Um die Jahreswende ließ König Nebukadnezzar ihn und die kostbaren Gegenstände aus dem Haus Jahwes nach Babylon holen. Zum König über Juda und Jerusalem setzte er Zidkija, einen Verwandten Jojakims, ein.
Die Frage
Wird Jesus den Thron Davids erben, wenn er doch ein Nachkomme Jojakims war, der von Gott verflucht wurde, sodass keiner seiner Nachkommen den Thron Davids erben sollte?
Die Antwort
Jesus wird die Königsherrschaft seines Stammvaters David weiterführen.
Es war so: Gott kündigte Jojakim an, dass keiner seiner Söhne die davidische Dynastie fortführen würde. So hat es sich auch erfüllt. Tatsächlich wurde Jojakims Sohn drei Monate nach dem Tod seines Vaters von den Babyloniern abgesetzt (2Chr 36,9-10). Und keiner seiner Nachkommen war jemals wieder König von Juda - bis auf den Messias Jesus, der rechtlich gesehen als Sohn Davids die Königsherrschaft Davids in Jerusalem weiterführen wird, wenn er in Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Doch auch schon bei seinem ersten Kommen erfüllte er die Weissagung des Amos: "‚Danach will ich zurückkehren, sagt der Herr, und die zerfallene Hütte (= das Königtum) Davids wieder aufbauen. Aus ihren Trümmern werde ich sie wieder errichten, damit auch die übrigen Menschen nach mir fragen, die Menschen aller Völker, die ich zu meinem Eigentum erklärt habe. Ich, der Herr, werde tun'[1], was ich von jeher angekündigt habe." (Apostelgeschichte 15,16-18)
Ergänzung von Andreas Küttler:
Dieser Widerspruch ist es wert etwas näher betrachtet zu werden. Denn seine Lösung führt uns zu einem wahren Glanzstück der messianischen Authentizität von Jesus.
Im Königreich Juda war man damals der festen Überzeugung, dass die davidische Königslinie gar nicht aufhören kann zu existieren. In den Aussagen einiger Prophezeiungen wie z.B. 2.Sam.7,13ff; Ps.132,11; Jes.9,6 war dies scheinbar ja regelrecht festgeschrieben. Und bisher hatte es ja auch nie an einen legitimen Nachfolger aus dem Hause Davids gefehlt. Da verwundert es nicht, dass viele die Sukzession der jüdischen Königsherrschaft gleichsam als Siegelring der göttlichen Verheißung ansahen (Jer.22,24; 14,13).
Und da kommt nun dieser Jeremia und macht mit seiner Weissagung der schönen Vorstellung einer unauflöslichen Dynastie ein Ende. Die besondere Brisanz dieser Weissagung Jeremias wird oft übersehen. Wenn es in Jer.22,30 heißt:
"Denn von seinen Nachkommen (Konja bzw. Jojachin) wird es nicht einem gelingen, auf dem Thron Davids zu sitzen und weiterhin über Juda zu herrschen",
dann bedeutet dies nach menschlichem Ermessen, dass diese Dynastie ein für alle mal abgeschnitten ist. Die Schriftgelehrten waren von nun an sicher sehr ratlos und fragten sich wie Gott wohl seine Verheißung von der davidischen Thronfolge aufrecht erhalten will.
Immerhin dieser Sohn und Thronerbe Davids, der da kommen soll, musste als legitimer Thronfolger in der Linie Jojachins stehen, ohne von diesem leiblich abzustammen. Wie soll das zugehen?
Dieses "göttliche Rätsel" konnte nur in den besonderen Umständen der Herkunft von Jesus eine perfekte Lösung finden. Ein leiblicher Nachkomme Davids war Jesus durch seine Mutter Maria. Das Anrecht auf die Thronfolge Davids aber erhielt er durch seinen Pflegevater Josef der seinerseits von Geburt an in der Königslinie Davids stand. Indem Josef die Maria noch vor der Geburt von Jesus ehelichte, bekam Jesus als "Sohn" Josefs das gesetzliche Recht auf den Thron Davids, ohne ein leiblicher Nachkomme Jojachins zu sein. Diese Feststellung muss für die Schriftgelehrten der Zeit von Jesus schockierend gewesen sein. Denn diese Bedingungen zu erfüllen ist ein sehr starkes Zeichen.
Fußnote
[1] Jakobus zitiert Amos 9,11-12 nach der LXX und wendet den Text auf die aktuelle Situation an.
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