Es geht um ein Zelt, das verschiedene Namen hat und um ein anderes, das unter demselben Namen eine andere Funktion hat. Es geht um ein Zelt, das mitten im Lager steht und doch „draußen“ ist, und um eins, das draußen steht, wo es eigentlich nicht hingehört. Das alles in der gleichen Bibelübersetzung. Schaut man die Begriffe in anderen Bibelübersetzungen an, wird es noch bunter. Da heißt das Zeugnis auf einmal Gesetz und das Zelt Hütte.
Bei meiner täglichen Bibellese der letzten Zeit durch die Tora (fünf Bücher Mose) bin ich erneut auf das Problem gestoßen und habe auch für die NeÜ nach einer neuen Lösung gesucht. Die nachfolgenden Bezeichnungen und Zählungen beziehen sich auf die Revidierte Elberfelder Bibel von 2006.
Das Zeugnis
Im Zusammenhang mit dem Zelt begegnen wir dem Wort Zeugnis zuerst bei den zwei Steintafeln, die Gott eigenhändig mit den zehn Geboten beschrieb (2Mo 31,18; 34,29). Das waren die Tafeln des Zeugnisses. In 2. Mose 34,28 und anderswo (z.B. 5Mo 9,9) werden sie die Tafeln des Bundes genannt, den Jahwe mit den Israeliten schloss.
Die Lade des Zeugnisses
Für diese beiden Tafeln (5Mo 10,1-5) sollte Mose eine Lade aus Holz anfertigen. Gott hatte genau vorgeschrieben, wie sie gebaut werden sollte. Besonders wichtig war die Deckplatte mit den zwei stehenden Cherubim-Figuren, mit der die Lade verschlossen wurde. Weil die beiden Tafeln des Zeugnisses in der Lade lagen, hieß diese dann auch Lade des Zeugnisses, manchmal auch nur das Zeugnis, vor das später ein Zweilitergefäß mit Manna gestellt werden sollte (2Mo 16,33-34). Weil die beiden Steintafeln auch Tafeln des Bundes hießen, wurde die Lade logischerweise auch Lade des Bundes oder kurz Bundeslade genannt (zusammen immerhin 49x, davon sogar 2x im Neuen Testament). Das hat seine Berechtigung auch dadurch, dass auf den darin liegenden Tafeln das Grundgesetz des Bundes Gottes mit Israel geschrieben war, nämlich die zehn Gebote.
Zelt des Zeugnisses
Von der Lade des Zeugnisses erhält nun auch das Zelt, in das die Lade gebracht werden sollte den Namen Zelt des Zeugnisses (4Mo 17,7). Dieser Ausdruck kommt immerhin 7x vor, 2x davon im Neuen Testament. Gemeint ist das Zelt in der Wüste, über dem die Wolkensäule tagsüber ruhte und in dem sich auch der goldene Leuchter, der Räucheraltar und der Schaubrottisch befand.
Zelt der Begegnung
Dieser Ausdruck hat 139 Treffer. Es meint genau das gleiche Zelt, das bei Luther mit Hütte des Stifts oder kurz Stiftshütte übersetzt wurde. Zelt der Begegnung meint aber nicht, dass sich in diesem Zelt Menschen begegneten, sondern Menschen konnten dort Gott begegnen, vor allem wenn der Hohe Priester einmal im Jahr im höchstheiligen Teil des Zeltes vor der Bundeslade Gottes Reden erfuhr.
Dann gibt es noch eine merkwürdige Aussage im Zusammenhang mit der Rebellion von Mirjam und Aaron gegen Mose, als alle drei zum Zelt der Begegnung hinausgehen sollten (4Mo 12,4). Hinaus heißt hier aber nicht zum Lager hinaus, wie ich das früher verstanden hatte, sondern es meint hinaus aus den Wohnstätten zum zentralen Platz, wo das Zelt der Begegnung stand.
Das besondere Zelt. Noch bevor es das oben genannte Zelt der Begegnung überhaupt gab, hatte Mose von einem besonderen Zelt aus dem Volk Recht gesprochen (2Mo 18,13). Doch seit dem Vorfall mit dem goldenen Kalb hatte er dieses Zelt außerhalb vom Lager Israels aufgeschlagen und es Zelt der Begegnung genannt, denn dort begegnete ihm Gott in der Wolkensäule. Und jeder, der eine Antwort von Jahwe suchte, musste jetzt zu diesem Zelt hinausgehen. Josua bewachte es, wenn Mose nicht da war (2Mo 33,7-11).
Änderungen für die NeÜ
Um Gottes Wort auch wenig informierten Lesern möglichst unmittelbar verständlich weiterzugeben, habe ich in der NeÜ noch einige Begriffe im oben genannten Zusammenhang ausgetauscht.
Tafeln des Zeugnisses hatte ich früher als Tafeln mit dem Bundesgesetz wiedergegeben. Das ist nicht falsch, denn so werden sie an anderer Stelle genannt. Genauer wäre aber: Tafeln mit dem Grundgesetz des Bundes. Ich wollte aber näher an Zeugnis, wie es wörtlich heißt, heran. Ein Zeugnis ist eine Urkunde, eine rechtskräftige schriftliche Aufzeichnung, die auch aus mehreren Teilen bestehen kann. In diesem Fall bestand sie aus zwei Steintafeln, die Gott selbst beschrieben hatte. Es war also eine göttliche Urkunde.
Aus der Lade des Zeugnisses hatte ich gemacht: Lade mit dem Bundesgesetz. Jetzt genauer an einigen Stellen: Lade mit der göttlichen Urkunde. Meistens aber habe ich es mit Bundeslade wiedergegeben, vor allem dann, wenn die ganze Lade und weniger der Inhalt gemeint ist, weil das der bekannteste Begriff ist.
Für das Zelt des Zeugnisses hatte ich zu ungenau Zelt der Gottesbegegnung geschrieben. Jetzt heißt es: Zelt der göttlichen Urkunde, oder auch Wohnung der göttlichen Urkunde. An anderen Stellen steht im Grundtext sowieso Wohnung statt Zelt.
Für das häufige Zelt der Begegnung hatte ich umständlich Zelt der Gottesbegegnung geschrieben. Das habe ich jetzt immer mit Offenbarungszelt wiedergegeben, denn Gottesbegegnung klingt zu menschlich. Wir Menschen können keine Begegnung mit Gott erzwingen, sondern sind immer davon abhängig, dass Gott sich uns offenbart.
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