Und wie schneidet die NeÜ dabei ab?

Kürzlich ist ein kleines Heft von 31 Seiten unter dem Titel erschienen: Ein Buch – viele Übersetzungen. Welche Bibelübersetzung wähle ich?

Es wurde von der Evangelisch-Lutherischen Freikirche herausgegeben und erschien im Concordia-Verlag Zwickau 2015.

Übersichtlich und knapp werden neun Bibelübersetzungen vorgestellt und zwar nach Herkunft, Hintergrund, Übersetzungsbeispielen, Charakter Tendenzen und Eignung. Die Beurteilungen sind fair, aber selbstverständlich nach streng lutherischem Standpunkt. Das drückt sich auch in den gewählten Beispielen (Ps 90,12 und Phil 2,12b+13) aus, in denen die Lutherbibel ihre Stärke in einer sehr prägnanten Ausdrucksweise hat. Das heißt aber nicht, dass man die schwierige Philipperstelle bei Luther wirklich besser versteht.

Mir ist es erstmals in dieser Deutlichkeit aufgefallen, wie sehr unsere Beurteilung der verschiedenen Übersetzungen auch von unserer Theologie abhängt. Das ist ja nicht falsch, so lange man eine grundsätzlich bibeltreue Haltung einnimmt. Selbst Martin Luthers Theologie kann man an einigen Stellen in von ihm gewählten Formulierungen erkennen.

Es folgt ein Auszug aus der Beurteilung (Fußnote und Markierung von mir):

Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ)

Charakter

  • bemüht sich um prägnante Ausdrucksweise in flüssiger Sprache
  • will Worttreue mit Verständlichkeit verbinden

Hintergrund

  • soll Eindruck von der Kraft und Schönheit des Wortes Gottes vermitteln
  • keine klassische Übersetzung; Text der NeÜ durch Vergleich mit vorliegenden neuen Bibelausgaben erstellt (unter Einbeziehung der hebräischen und griechischen Ausgangstexte)
  • Text kann auf der Internetseite des Übersetzers eingesehen und kommentiert werden[ 1 ]Letzteres ist nicht direkt möglich, sondern nur durch Zuschriften per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).
  • Verbesserungsvorschläge und Kritiken erwünscht

Tendenzen

  • konsequente Ablehnung von bibelkritischen Einflüssen
  • Fußnoten geben hilfreiche Erklärungen und wehren verbreitete Missverständnisse ab
  • durch Anmerkungen wird auch im AT der Bezug zu Christus als Mitte der Bibel hergestellt
  • die Taufe im reformierten Sinn nur als Zeichen für Sündenvergebung (Bekehrung) verstanden (z.B. Lk 3,3); ebenso reformiertes Abendmahlsverständnis (z.B. 1Kor 10,16f)
  • teilweise genderneutrale Sprache: wo ganze Gemeinden angesprochen werden, steht „liebe Geschwister“ statt „liebe Brüder“ (z.B. Rö 1,13; 7,1)

Eignung

  • für persönliches Bibellesen
  • für Verlesung gedacht (aber reformierte Tendenzen störend)

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