Phänomen Nahtod. Faszinierende Entdeckungen eines Psychiaters. Holzgerlingen: SCM Hänssler 2016. 268 S. Hardcover: 15,95 €. ISBN: 978-3-7751-5740-7
Noch ein Buch, das von Nahtoderzählungen berichtet, als ob wir davon nicht schon genug hätten. Aber es wird sich vermutlich gut verkaufen. Diesmal ist es ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der die Geschichten gesammelt, kommentiert und interpretiert hat und der von Prof. Dr. med. Samuel Pfeifer im Vorwort einen Persilschein ausgestellt bekommt. Beide zählen sich offensichtlich zu den Evangelikalen.
Meili kommt zu dem Schluss, dass viele dieser Berichte glaubwürdig seien und viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Aber genau das würde manche von unseren Vorstellungen vom Jenseits in Frage stellen. Gibt es vielleicht sogar etwas zwischen Himmel und Hölle? Kann man sich nach dem Tod vielleicht doch noch bekehren?
Der Autor versucht, die geschilderten Erfahrungen durchaus kritisch zu würdigen und auch Einwände von Skeptikern zu entkräften wie Halluzinationen, Drogentrips, Epilepsie. Er geht auf Esoterik, Gehirn- und Bewusstseinsfragen ein und beschwert sich, dass man in Predigten wenig darüber hört, wie es nach dem Tod weitergeht. Er weiß es jetzt offenbar, aber nicht aus der Bibel.
Andererseits versucht er bestimmte Aussagen seiner Gewährsleute biblisch zu belegen wie zum Beispiel den Satz: „Da begriff ich, dass unsere Essenz aus reiner Liebe besteht.“ (S. 159) Er unterstützt die weitverbreitete Behauptung, dass Selbstsucht aus einem Mangel an Selbstliebe entsteht und fügt dabei dem Doppelgebot der Gottes und Nächstenliebe ein drittes Gebot hinzu, nämlich das der Selbstliebe.
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass der Autor durch die geschilderten „Erfahrungen“ zu gern die Bibel ergänzen möchte. Tatsächlich versteigt er sich zu dem Satz: „Doch weder die Bibel noch ein ‚vollmächtiger‘ Prediger ist die Wahrheit, sondern Jesus Christus ist die Wahrheit.“ Dabei „vergisst“ er sowohl das, was Jesus Christus über Gottes Wort gesagt hat, als auch das, was die Bibel über sich selbst bezeugt. Ein Buch, das leider im Trend liegt und den Evangelikalen schaden wird.
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