Harter, Rainer. Majestät. Eintauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes. Witten: SCM-Verlag R. Brockhaus 2017. 222 S. Hardcover: 15,95 €. ISBN: 978-3-417-26821-8.
Der Autor arbeitete bis 2012 am Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik. 2003 gründete er das überkonfessionelle Gebetshaus Freiburg, das er jetzt hauptberuflich leitet. Dort betet man nach Auskunft der Homepage 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, das ganze Jahr. Gebet meint dort immer alle Ausformungen von Gebet sowohl Fürbitte, als auch Lobpreis, Anbetung und auch Stille.
Harters Buch über die faszinierende Heiligkeit Gottes ist eine absolute Seltenheit im evangelikalen Bereich. Jedenfalls ist dem Rezensenten noch keins begegnet. Über die Heiligkeit Gottes findet man vielleicht etwas im Bibellexikon oder in einer Dogmatik. Aber gleich ein ganzes Buch? Rainer Harter hat sich gründlich mit biblischer Heiligkeit beschäftigt und gliedert sein Buch in drei Teile. Zunächst erklärt er, was dieser geheimnisvolle Begriff beinhaltet. Im zweiten Teil steht das Staunen im Mittelpunkt und im dritten die Frage, wie man im Alltag heilig leben kann.
Gottes Heiligkeit ist wie ein verzehrendes Feuer. Harter erklärt es mit einem Lagerfeuer, dessen Wärme, Kraft und Schönheit wir genießen. Aber nie kämen wir auf die Idee uns selbst mitten ins Feuer zu begeben, weil wir den Flammen nichts entgegensetzen können. Sie sind stärker als wir, ja gefährlich für uns, denn sie könnten uns verzehren.
Der Verfasser geht immer von der Bibel aus, findet aber auch viele Zitate im Schatz der Kirche. Nicht alle kann man uneingeschränkt bejahen, aber diese schon: „Wenn Gott so klein wäre, dass wir ihn verstehen könnten, wäre er nicht groß genug, um von uns angebetet zu werden“ (S. 14). Und von Tersteegen stammt der Satz: „Ein begriffener Gott ist kein Gott.“
Wenn wir Eigenschaften über Gott zusammentragen, werden schnellt Attribute genannt wie Liebe, gut groß, barmherzig, Vater, Retter. Herter stellt sich vor, wie der Prophet Jesaja geflüstert hätte: „Furchterregend!“ Warum hören wir so selten etwas von Gottes Majestät und Heiligkeit? – Weil wir sie eher fürchten als lieben, was aber wohl an unserer Unkenntnis liegt. (S. 24). Wenn wir aber versuchen, aus eigener Kraft heilig zu werden wie die Pharisäer, rutschen wir schnell in einen leistungsorientierten selbstgerechten Lebenswandel ab. Diese Gefahr lauert ständig im Hintergrund.
Manchmal ist der Verfasser recht unkritisch in seinen Vorbildern, zum Beispiel bei Ignatius von Loyola, aber auch bei denen, die er ausdrücklich als Vorbilder für ein heiliges Leben benennt: Franz von Assisi, Thérése von Lisieux und Gerhard von Tersteegen neben Mutter Theresa. Dann empfiehlt sowohl das fragwürdige „Jesus-Gebet“ beim Ein- und Ausatmen, als auch C.H. Mackintosh im Zusammenhang mit der Gnade.
Aber bei allen Einwänden, die man in dem Buch haben muss, der Verfasser liebt Gott und ist fasziniert von seiner Heiligkeit, die er gern anderen vermitteln möchte.
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