Ulrich Wendel. Glaubwürdig aus guten Gründen. Warum wir der Bibel vertrauen können. Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus 2017. Hardcover: 15,95 €. ISBN: 978-3-417-26796-9Dreizehn Autoren beschreiben, warum sie der Bibel vertrauen können. Was sie verbindet, ist einerseits das evangelikale Spektrum, dem sie sich zugehörig fühlen, und andererseits der Glaube, dass Gott durch die Bibel in irgendeiner Weise zu ihnen spricht. Einigkeit scheint auch darüber zu bestehen, dass wir unser eigenes Verständnis von Jesus Christus und der Bibel immer an der Bibel selbst messen und durch sie korrigieren lassen müssen.
Aber dann liest man davon, dass es ein schwerer methodischer Fehler sei, wenn man die Göttlichkeit der Bibel beweisen will und dabei den biblischen Berichten von vornherein Glaubwürdigkeit zugesteht. Warum soll man denn glauben, dass biblische Prophetien und ihre geschichtliche Erfüllung echt sind? Es könnte doch sein, dass das alles erst nachträglich hineingeschrieben wurde.
Oder: „Viele Texte der Bibel sind so überzeugend und existenziell bedeutsam, dass sie Menschen bewegen können, selbst wenn sie reine Dichtung wären.“ Da halte ich es lieber mit dem: „Die Wahrheit von Erfundenem ist etwas anderes als die Wahrheit von Geschehenem.“ Letzterer Autor schreibt auch von einem Grundvertrauen in die Bibel, das in langen Jahren des Studiums und der Forschung immer mehr in ihm gewachsen sei.
Es ist gewiss richtig, dass der Begriff „bibeltreu“ nicht einheitlich definiert ist. Irgendwie scheint er aber mit der angeblich angstbesetzten „Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel“ zusammenzuhängen. Dort würde ein „fundamentalistisches Schriftverständnis“ vorgelegt, das zumindest erweitert werden müsse. Ist Bibeltreue also doch gleich Fundamentalismus? Aber was sind „bibeltreue Wutbürger“, die viel Unheil anrichten und „die Intelligenzija geradezu aus den christlichen Gemeinden“ hinaustreiben?
Ertüchtigt uns die zerstörerische liberale Theologie tatsächlich, „die Bibel in intellektueller Redlichkeit zu lesen und auszulegen“? Ist also jemand, der diese Art von Bibelwissenschaft nicht akzeptiert, nicht nur intellektuell unredlich, sondern auch bestrebt, eine „Diktatur der Bibeltreuen“ zu errichten wie jemand formuliert?
Ein Autor beschreibt, dass sich die gesammelten Schriften der Bibel an vielen Punkten deutlich voneinander unterscheiden. Selbst im Blick auf Gott gäbe es viele Abweichungen. Das Gottesbild von Mose würde sich deutlich von dem eines Jona, Jesaja, Jeremia oder einer Rut unterscheiden. Ein anderer betont gerade die Einheitlichkeit und Einzigartigkeit der Bibel. Einer schreibt vom Segen der verschiedenen Theologien und Lehren über Gott in der Bibel, die „in friedlicher Eintracht nebeneinander stehen dürfen“. Der andere zeigt, dass die Bibel „weit mehr als menschliche Worte“ enthält und dass es gute Gründe für die Glaubwürdigkeit der Bibel gibt.
Der Rezensent fühlte sich ständig hin- und hergerissen. Gott sei Dank, gab es auch erholsame Beiträge für ihn, wie den über den „Schatz in der Krippe“, oder den über die „Entmythologisierung der Bibelwissenschaft“. Und selten hat er einen so klaren und strukturierten Aufsatz wie den über die „Inspiration der Bibel“ gelesen. Gern stellt er sich auch zu dem Beitrag über die Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift.
Überraschend ist der letzte Aufsatz aus pietistischer Perspektive, der zeigt, wie das biblische Wort von manchen Theologen erst historisch-kritisch stranguliert wird, um es anschließend existenziell wiederzubeleben. Ja natürlich könnte Gott durch eine gut erfundene Geschichte zu uns reden. Ob er das aber wirklich tut, darauf würde ich mich nicht verlassen. Ich habe sein Wort.
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