Als Quellen für die Geschichte gelten „alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann“ (Paul Kirn).
Viel hängt dabei von der Fragestellung des Historikers ab. Interessiert er sich zum Beispiel für die Kultur und das Weltbild eines Verfassers, wird er andere Fragen an seine Quelle stellen, als wenn er sich für den Ablauf der Geschichte interessiert, die jener Autor beschreibt. Von daher ist eine Unterscheidung der Quellen in primäre und sekundäre wenig hilfreich.
So wird ein Autor wie Arrian (85-146 n.Chr.) selbst als Quelle für Alexander den Großen angesehen, obwohl er mehrere Jahrhunderte später geschrieben hat. Ähnlich ist es mit Eusebius von Caesarea (etwa 260-340 n.Chr.), der über die frühe Kirchengeschichte informiert. Dabei zitiert Eusebius einerseits ältere Quellen, die verloren gegangen sind. In dieser Hinsicht bietet er primäre Quellen. Andererseits beschreibt er, was damals vorgegangen ist. In dieser Hinsicht ist er eine sekundäre Quelle.
Jeder Historiker muss nun den Informationswert seiner Quellen beurteilen. Das tat auch Eusebius in dem genannten Werk, wenn er zum Beispiel den Kirchenvater Papias für geistig beschränkt hielt, weil dieser nicht verstanden habe, wovon die Apostel in Bildern und Gleichnissen sprachen. Das wiederum müssen wir anhand der Quellen beurteilen, auf die Eusebius anspielt, und aus Quellen, die uns über die Theologie des Eusebius berichten.
Quellen für eine Bibelchronik
An erster Stelle stehen hier die biblischen Texte selbst. Wir sind dabei in der glücklichen Lage, tausende von Abschriften der ursprünglichen Texte in hebräischer und griechischer Sprache zu besitzen, die bis heute zugänglich sind. Dass die Dokumente des Alten und Neuen Testaments auch einige Zitate in aramäischer Sprache enthalten, sei nur der Vollständigkeit halber hinzugefügt.
In dieser Arbeit gehen wir davon aus, dass die ursprünglichen Dokumente absolut glaubwürdig sind. Wir wissen, dass sie mit äußerster Sorgfalt überliefert wurden. Wenn trotzdem durch das Abschreiben Fehler vorkamen, können diese fast vollständig durch Vergleiche mit den anderen vorhandenen Abschriften getilgt werden. Damit beschäftigt sich die Wissenschaft der Textforschung.
Außerdem gehen wir davon aus, dass den ursprünglichen Autoren durch göttliche Inspiration eingegeben wurde, was sie schreiben sollten, und die Dokumente von daher in allen ihren Aussagen, auch in den historischen, zuverlässig sind.
An zweiter Stelle stehen sogenannte apokryphe Texte, die in manche Bibelausgaben aufgenommen wurden und geschichtliche Information vermitteln können wie zum Beispiel die Makkabäerbücher, aber auch Texte von Kirchenvätern oder dem oben genannten Eusebius. Flavius Josephus mit seinen "Jüdischen Altertümern" und der "Geschichte des Jüdischen Krieges" ist hier ebenfalls zu erwähnen.
Wichtige Quellen sind zeitgeschichtliche außerbiblische Texte oder Inschriften, die ein Licht auf die in der Bibel genannten Ereignisse oder Personen werfen, wie zum Beispiel die Bisutun-Inschrift, die in 90 m Höhe eine ganze Felswand im Zagros-Gebirge bedeckt.
Schließlich liefert auch die Archäologie wertvolle Beiträge für ein Verständnis biblischer Geschichte. So wurden Bruchstücke von Inschriften entdeckt, die in der Bibel vorkommende Namen enthalten, oder Siegelringe von in der Bibel vorkommenden Personen (zum Beispiel König Hiskija oder Baruch). Bisher sind mehr als 30 Bullen (Siegelabdrücke) bekannt, die Namen alttestamentlicher Personen enthalten, und ihre Zahl nimmt stetig zu. Es wurden viele in der Bibel erwähnte Stätten entdeckt, zum Beispiel der Teich Betesda mit seinen fünf Säulenhallen oder der Tunnel zur Wasserversorgung, den König Hiskija aushauen ließ. Auch geschichtliche Vorgänge werden dokumentiert: So prahlt die Mescha-Stele von einem Sieg des Moabiterkönigs über König Omri von Israel und der schwarze Obelisk freut sich über den Tribut, den Jehu von Israel aufbringen musste.
Den derzeit ältesten archäologischen Hinweis auf die Existenz des Volkes Israel in Kanaan liefert ein ägyptisches Granitfragment, das auf die Zeit zwischen 1400 - 1500 v.Chr. datiert wird, also die Zeit des Auszugs aus Ägypten. Dieses Bruchstück aus dem Sockel der Meremptah-Stele macht deutlich, dass Israel neben Aschkelon und Kanaan als Feind Ägyptens ernst genommen wurde.[*]factum Magazin Nr. 5/2011 S. 37f.
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