Vorwort1. Mose 9,1-4: 1 Dann segnete Gott Noah und seine Söhne. Er sagte: "Seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt die Erde. 2 Alle Tiere, alle Vögel, alles, was sich auf der Erde regt, und auch alle Fische sind in eure Gewalt gegeben. Sie werden vor euch erschrecken und sich fürchten. 3 Und alles, was da lebt und sich regt, soll euch wie die Pflanzen zur Nahrung dienen. 4 Nur das Fleisch, das sein Lebensblut noch in sich hat, dürft ihr nicht essen.

Der Neuanfang mit der Welt steht wie bei der Erschaffung des ersten Menschen unter dem Segen Gottes. Wie Gott schon von den Tieren gesagt hatte, sollten auch die Menschen sich wieder vermehren und die Erde füllen. Die Tiere sind wie nach ihrer Erschaffung dem Menschen unterstellt. Allerdings gibt es jetzt einige wesentliche Änderungen.

  1. Die Tiere leben nicht mehr vertrauensvoll mit dem Menschen zusammen, sondern erschrecken vor ihm und fürchten sich. Das dient offenbar auch ihrer Selbsterhaltung, denn der Mensch wird sie jetzt jagen und töten.
  2. Der Mensch darf nun Tiere schlachten und essen. Kein Tier, kein Vogel und kein Fisch ist von dieser neuen Anordnung Gottes ausgenommen. Nur dem Volk Israel hat Gott – mehr als 1000 Jahre später – Einschränkungen auferlegt, als er ihnen ihr Gesetz gab.

Der Mensch als Fleischesser

FleischesserFür den Menschen bedeutet das einerseits, dass er nicht mehr verpflichtet ist, ausschließlich vegetarisch zu leben wie das im Paradies und auch außerhalb davon bis zur Sintflut der Fall war.[1] Andererseits verbietet Gott Fleisch zu essen, „das sein Lebensblut noch in sich hat“. Das heißt wiederum:

  1. Solange Tiere noch lebendig sind, darf ihr Fleisch nicht gegessen werden. Es darf also kein blutiges Fleisch verzehrt werden, das einem lebendem ungeschlachteten Tier entnommen wurde.
  2. Bevor man Fleisch von einem Tier essen darf, muss dessen Lebensblut „ausgeschüttet“ sein. Das Tier muss also tot und ausgeblutet sein. Auch das wurde für das Volk Israel bei der Gesetzgebung am Sinai konkretisiert.

Ob Gott damit jeglicher Blutgenuss für Menschen verbietet, ist unter Bibelauslegern umstritten.

  • Die einen sagen, dass es hier nicht um die Materie Blut geht, sondern um die funktionale Bedeutung, die dem Blut zukommt. Der Blutgenuss ist nur solange verboten, solange das Blut Träger des Lebens ist.[2] Denn wenn das Blut ausgeflossen und das Tier tot ist, dann ist auch das Blut eine tote Substanz.
  • Die anderen sagen mit Verweis auf die Gebote für das Volk Israel und dem Rat des Apostelkonzils an die neu entstandenen Gemeinden, dass Gott damit grundsätzlich auch verboten hat, Blut in irgend einer Form zu sich zu nehmen. Oft wird das mit dem noachitischen Gebot[3] verbunden oder dem Hinweis, dass das Trinken von Blut oft mit Dämonie zu tun hat.[4] Allerdings wird in diesem barbarischen Zusammenhang das Blut von noch lebenden oder im Todeskampf befindlichen Tieren getrunken, deren Blut also noch warm ist.

Die Religion militanter Tierschützer[5]

Tierschützer kämpfen gegen Tierversuche, Legebatterien, Massentierhaltung und für den gänzlichen Verzicht der menschlichen Nutzung von Tieren. Manche von ihnen wollen auch alle Haustiere abschaffen und Zootiere freilassen. Tierbefreier bekämpfen die Sonderrolle ‚des menschlichen Tiers‘, also des Menschen. Radikale Tierschützer schrecken auch nicht vor gewaltsamen Aktionen zurück. Ihre Begründung: „Tiere waren schon vor uns da und haben die gleichen Rechte, auch Respekt, Würde, Unversehrtheit wie alle anderen Lebewesen.“ Das ist eine konsequente Anwendung der Evolutionstheorie auf die Ethik der gegenwärtigen Gesellschaft.

Für diese Leute lieferte der australische Philosoph Peter Singer (*1946) die notwendige Ideologie. Er plädiert aus philosophischer und konsequent evolutionistischer Sicht dafür, Tiere aus der Herrschaft des Menschen zu befreien. Die Zugehörigkeit zur Spezies Mensch hat für Singer nämlich keine moralische Bedeutung. Entscheidend sind für ihn Eigenschaften wie Schmerzempfinden und vor allem Selbstbewusstsein. Während das bei schwerstbehinderten Menschen fehlen könne, muss es im Sinne Singers aber manchen Säugetieren und Vögeln zugesprochen werden, zum Beispiel Menschenaffen. Eine seiner Konsequenzen aus dieser Haltung ist die moralische Empfehlung eines Boykotts von Produkten aus nahezu allen Formen der Tierhaltung. Eine andere, die den Menschen betrifft, der ja auch nur ein Tier ist, formuliert er in seinem Buch „Praktische Ethik“ so: „Die Tötung eines behinderten Säuglings ist nicht moralisch gleichbedeutend mit der Tötung einer Person. Sehr oft ist sie überhaupt kein Unrecht“.[6]

Einflussreiche Tierschutzorganisationen wollen in diesem Sinn durchsetzen, dass Mensch und Tier auf eine Stufe gestellt werden. Obwohl sie sich in öffentlichen Stellungnahmen gegen jede Tötung eines Tiers aussprechen, schläfern sie in ihren Tierheimen jährlich tausende Tiere ein, die nicht vermittelt werden können.

Andererseits wenden sich diese Leute auch an Christen und behaupten, dass die vegetarische Lebensweise aus dem Paradies doch der Normalfall für sie sein müsse. Manche fordern sogar: Jeder christlich denkende Mensch müsse Veganer werden und alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs meiden.

Im Denken und Handeln vieler Tierschützer ist die Sache des Tierschutzes schon lange zu einer Ersatzreligion geworden, über die man nicht mehr diskutieren darf und an die man im Sinn der Evolutionstheorie glauben muss.

Bei genauerem Hinsehen ist es unmöglich, aus biblischen Texten die Verpflichtung zum Fleischverzicht herauszulesen. Weder Abraham, noch Mose, Jesus oder Petrus waren Vegetarier oder Veganer. Und der Apostel Paulus sagt ausdrücklich (1Kor 10,25):

Was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, könnt ihr alles essen. Ihr müsst nicht aus Gewissensgründen nachforschen, woher es kommt.

Gottes Ordnungen geben den besten Rahmen für ein angemessenes Miteinander zwischen Mensch und Tier sowie für echte Freiheit an dem Platz, den Gott für sie innerhalb seiner Schöpfung nach der Sintflut zugewiesen hat.

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[1] Siehe 1. Mose 1,29 und 3,18. Ob die Menschen sich aber wirklich daran gehalten haben, wissen wir nicht.

[2] Bräumer S. 188.

[3] Siehe dazu: Die sieben noachitischen Gebote der Juden, S. 65.

[4] Fruchtenbaum 1. Mose 1-11 S. 223f.

[5] Nach einem Aufsatz von Michael Kotsch in „Bibel und Gemeinde“ Nr. 3/2016 S. 41ff.

[6] Aus „Die Welt“ 26.6.2015.

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