Die apokryphen Schriften in der LXX sind für unser Thema deshalb wichtig, weil diese Schriften zusammen mit denen des Alten und des Neuen Testaments von Christen überliefert und zumindest eine Zeitlang für kanonisch gehalten wurden.
Einige der folgenden apokryphen Schriften wurden seit dem Jahr 1442 und endgültig 1546 von der Katholischen Kirche als deuterokanonische Bücher, also als Heilige Schriften zweiter Ordnung, anerkannt (K+). Auch die griechisch-orthodoxe Kirche erkennt einige apokryphe Schriften seit dem Jahr 1672 offiziell als kanonisch an (G+).
Judit (K+, G+)
Das Buch erzählt von einer jüdischen Witwe, die den assyrischen Feldherrn Holofernes verführt, um ihn dann zu töten. Sie war jung, reich, schön und gottesfürchtig. Damit rettet sie die Stadt Bethulia (Jerusalem) vor dem assyrischen Heer. Das Buch enthält eine ganze Reihe grober historischer Fehler. Es geht auf ein hebräisches Original zurück und entstand vielleicht schon am Ende der Perserzeit (350 v.Chr.), wahrscheinlicher aber erst Ende des 2. Jh. v.Chr. Man sollte es eher als lehrhaften Roman verstehen.
Weisheit Salomos (K+,G+)
Das Buch will als Lobrede Salomos auf die Weisheit gelten und zu einem frommen, von der Tora als göttlicher Weisheit bestimmten, Leben anleiten. Es verarbeitete sehr viel griechisches Gedankengut und wollte die jüdische Weisheitslehre mit der griechischen Tugendlehre verbinden. Das Buch entstand im 1. Jahrhundert v.Chr. in griechischer Sprache in Alexandria.
Tobit (K+, G+)
In dem Buch wird erzählt, wie ein gerechter, aber leidgeprüfter Jude von seiner Blindheit geheilt und sein Sohn aus Todesgefahr gerettet wurde. Den Lesern soll ein vorbildliches jüdisches Leben vor Augen geführt werden. Das ursprünglich aramäisch verfasste Buch wird um 200 v.Chr. entstanden sein und trägt zum Teil märchenhafte Züge. Es war in der frühen Christenheit sehr beliebt und wurde außer ins Griechische und Lateinische auch ins Armenische, Syrische und Äthiopische übersetzt.
Jesus Sirach (K+, G+)
Jesus Sirach ist ein Sprichwörterbuch mit Ratschlägen zu einem gottgefälligen Leben in Beruf, Familie und Gottesdienst. Die Weisheit Israels soll allen lernbereiten Menschen weitergegeben werden. Das Buch wurde etwa um 190 v.Chr. in Hebräisch geschrieben. Es war in der Alten Kirche sehr beliebt. Im Vorwort des Übersetzers ins Griechische werden alle drei Teile des Alten Testaments erwähnt: Tora, Propheten, Schriften. Das lässt im Zusammenhang mit den in Sir 44-49 erwähnten Namen im Lob der Väter darauf schließen, dass der Kanon der hebräischen Bibel zu dieser Zeit bereits abgeschlossen war.
Baruch (K+, G+)
Das Buch Baruch wird wie die Weisheit Salomos einer bekannten alttestamentlichen Gestalt zugeschrieben, hier dem Sekretär des Propheten Jeremia (Jer 36). Es enthält ein Bußgebet, ein Loblied auf die Weisheit und verschiedene tröstende Lieder. Der erste Teil war ursprünglich in Hebräisch geschrieben und könnte aus vormakkabäischer Zeit stammen, für den Rest nimmt man eher eine griechische Urschrift aus dem 1. Jh. v.Chr. an.
Brief Jeremias (K+, G+)
Die Schrift ist eine Warnung vor dem törichten und sinnlosen Götzendienst, die als Brief an die Gefangenen im Exil verfasst ist. Das hebräische Original könnte aus dem 2. Jh. v.Chr. stammen.
Das erste Buch der Makkabäer (K+, G+)
Der Bericht umfasst die Ereignisse zwischen 175 und 134 v.Chr. Er schildert den heldenhaften Kampf der judäischen Juden, gegen die hellenistischen Herrscher und den Aufstieg des hasmonäischen Königtums bis zum Tod des Makkabäerbruders Simon. Der Bericht ist im Wesentlichen zuverlässig und wurde um 100 v.Chr. in Hebräisch geschrieben.
Das zweite Buch der Makkabäer (K+, G+)
Das Buch berichtet über dieselben Ereignisse wie das erste Makkabäerbuch, ist aber keine so zuverlässige Quelle. Die ursprünglich griechische Schrift enthält zwei Briefe der Jerusalemer Juden und einen Auszug aus einem fünfbändigen Werk. Es ist wohl Mitte des 2. Jahrhundert v.Chr. entstanden. 2Makk 2,13-15 scheint anzudeuten, dass der Kanon der hebräischen Bibel zu seiner Zeit bereits abgeschlossen war.
Das dritte Buch der Makkabäer (G+)
Es erzählt die wunderbare Errettung der Juden in Alexandrien vor einem ptolemäischen König und wurde vermutlich im 1. Jahrhundert v.Chr. von einem orthodoxen Juden in Alexandria auf Griechisch verfasst. Seine historische Glaubwürdigkeit wird bezweifelt.
Das vierte Buch der Makkabäer
Das Buch ist als philosophisch-ethische Rede von der Herrschaft der Vernunft konzipiert und hat die religiöse Erziehung zum Ziel. Es will zeigen, wie die fromme Vernunft Affekte und Triebe beherrscht. Es wurde auf Griechisch zwischen 90 und 100 n.Chr. verfasst und ist nur als Anhang in orthodoxen Bibeln abgedruckt.
Das erste Buch Esdras
In der Vulgata wird es 3. Buch Esra genannt.[13] Es ist eine eigenständige Erzählung auf der Basis des hebräischen Textes von 2.Chr 35-36, Esra und Nehemia mit Zusätzen (und Weglassungen), die den Wert der Weisheit betont.
Die Zusätze zu Ester (K+,G+)
Es handelt sich um volkstümliche Ausschmückungen der biblischen Geschichte. Ihr Sinn besteht wohl darin, dem Buch eine stärkere religiöse Färbung zu geben.[14] Die Zusätze kommen vermutlich aus einer Bearbeitung der griechischen Übersetzung des Esterbuches. Man nimmt ihre Entstehung zwischen 130 und 77 v.Chr. an.
Die Zusätze zu Daniel (K+; G+)
Gebet des Asarja
Das Klagelied ist an Dan 3,23 angeschlossen und entstammt einem hebräischen Original.
Gebet der drei Männer im Feuerofen
Dieser Hymnus schließt sich an das Gebet Asarjas an und entstammt ebenfalls einem hebräischen Original.
Susanna
Die Legende erzählt von der schönen und frommen Susanna, die von zwei Ältesten verführt werden soll. Als sie sich weigert, wird sie des Ehebruchs angeklagt. Daniel als weiser Richter überführt die Ältesten.
Bel und der Drache
Die Erzählung hat das Ziel, den Götzendienst lächerlich zu machen. Die Speisen, die dem Gott Bel dargebracht werden, wurden von den Priestern verzehrt, was wiederum von Daniel nachgewiesen wird.
-------------- Fußnoten --------------
[13] Das zweite Buch Esdras entspricht den biblischen Büchern Esra und Nehemia.
[14] Im griechischen Esterbuch wird im Gegensatz zum hebräischen, wo sich nur ein indirekter Gottesbezug in 4,14 nachweisen lässt (passivum divinum) direkt von Gott gesprochen.
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