Jahwe war es leid, den Menschen auf der Erde gemacht zu haben, und es schmerzte ihn bis ins Herz. 7 Er beschloss: "Ich werde den Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden wegwischen samt dem Vieh, den Kriechtieren und Vögeln, denn es ist mir leid, sie gemacht zu haben." 1.Mo 6:6-7 NeÜ

Was ich hier mit „es ist ihm leid“ übersetzt habe, wird in vielen Übersetzungen so wiedergegeben: „Der Herr bereute es …“. Das bringt einen deutschen Leser gleich zu der Frage: „Hat Gott mit der Erschaffung des Menschen denn einen Fehler gemacht?“ Nein, das hat er nicht, denn:

Gott ist ja kein Mensch, der lügt, / kein Menschensohn, der etwas bereut. / Wenn er etwas sagt, dann tut er es auch, / und was er verspricht, das hält er gewiss. 4.Mo 23:19 NeÜ

Das hebräische Wort für Reue „nacham“ kann tatsächlich die menschliche Reue bedeuten, wie wir eben gelesen haben. Es hat aber je nach Zusammenhang vier Bedeutungen 1. Es sich leidtun lassen wegen eines fremden Unglücks oder Mitleid haben. 2. Reue empfinden, 3. sich trösten (das ist von einem Leidenden ausgesagt) und 4. sogar: Rache üben.

Die Reue Gottes bedeutet also nicht, dass er ein Ereignis nicht vorhergesehen oder selbst unmoralisch gehandelt hätte oder dass et­was Unvorhergesehenes eingetreten wäre und er seine Zusage nun nicht einhalten könne.

In 1Mo 6 drückt der Ausdruck Reue eher den Schmerz Gottes darüber aus, dass es nun so weit gekommen ist und er die Menschen ver­derben muss, um das Kommen des Erlösers sicherzustellen. Gott ist nicht gefühllos.

Es gibt noch ein anderes schönes Gegensatzpaar in 1Sam 15.

"Es ist mir leid, Saul zum König gemacht zu haben, denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht befolgt." Samuel war tief betroffen und schrie die ganze Nacht zu Jahwe. 1.Sam 15:11 NeÜ

Und er, der Ruhm seines Volkes Israel, lügt nicht und er bereut es auch nicht. Er ist nicht wie ein Mensch, der seine Entscheidung bereut." 1.Sam 15:29  NeÜ

Gott wurde durch Sauls Ungehorsam nicht überrascht. Er hatte es zugelassen, dass er König wurde, aber schon einige hundert Jahre früher hatte er deutlich gemacht, dass das Königtum nicht aus dem Stamm Benjamin, sondern Juda kommen würde. Saul war durchaus ein von Gott befähigter König und es schmerzte Gott, dass nun der Zeitpunkt da war, an dem Saul ungehorsam war und er ihn verwerfen musste.

Nein, Gott muss keine falsche Tat bereuen, er muss seine Pläne nicht ändern, aber er ist nicht unbarmherzig und gefühllos. Dass Gott etwas reute, drückt seinen Schmerz darüber aus, dass nun der Zeitpunkt seines richterli­chen Handelns gekommen ist.

Es gibt aber auch das Umgekehrte: Der König von Ninive hatte seinem Volk befohlen, sie sollten mit ...

… aller Macht zu Gott rufen. Alle sollen von ihren bösen Wegen umkehren und aufhören, Unrecht zu tun! 9 Wer weiß, vielleicht tut es Gott dann leid und er lässt von seinem glühenden Zorn ab, so dass wir nicht umkommen.'" 10 Gott sah ihr Tun, er sah, dass sie umkehrten und sich von ihrem bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte die Drohung nicht aus.  Jona 3:8-10 NeÜ

Jona allerdings war sauer, denn er hatte geahnt, dass Gott das durch Jona verkündete Strafgericht doch nicht ausführt. Und so etwas ist öfter passiert und es geschieht heute noch, wenn Menschen umkehren.

Gott kann auch mit einem heidnischen Volk barmherzig sein, aber 100 Jahre später musste er das Gericht trotzdem vollziehen, wie es im Propheten Nahum nachzulesen ist.

Wer aber umkehrt, seine Einstellung ändert und ihn um Vergebung bittet, dem schenkt Gott seine Gnade.

1000 Buchstaben übrig