Warum übersetzt du die Aussagen in 1. Mose 3,16b gegen alle anderen Übersetzungen, z.B. der Elberfelder negativ?
1.Mo 3:16 Zu der Frau sprach er: Ich werde sehr vermehren die Mühsal deiner Schwangerschaft, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären! Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen! ELB06
In der NeÜ steht es so:
1.Mo 3:16 Zur Frau sagte er: "Viele Unannehmlichkeiten werden über dich kommen / und die Beschwerden deiner Schwangerschaft. / Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären. / Dein Verlangen wird sein, deinen Mann zu besitzen, / doch er wird herrschen über dich" NeÜ bibel.heute
Es ist klar, dass wortgenaue Übersetzungen es hier einfach haben. Das hebräische Wort t'schuwkah heißt eben Begehren oder Verlangen. Und das kann man einfach so stehen lassen. Erst der Leser muss entscheiden, ob ein gutes oder ein böses Verlangen gemeint ist. In sinngenauer Übersetzung wollte ich es dem Leser etwas leichter machen. Das genannte hebräische Wort kommt allerdings nur dreimal in der Bibel vor. Einmal davon wird es eindeutig negativ gebraucht und einmal eindeutig positiv. Ich musste mich nun entscheiden. Meine Gründe sind folgende:
- Der Begriff steht eindeutig im Gerichtswort über die Frau. Schon von daher ist es unwahrscheinlich, dass hier ein liebendes Verlangen gemeint ist wie in Hohelied 7,10.
- In nächster Nähe, nur wenige Verse entfernt, steht der Begriff noch einmal im eindeutig negativen Sinn, nämlich 4,7. Die Sünde hat Verlangen nach dir. Aber du musst es sein, der über sie herrscht!
- Weder der unmittelbare noch der erweiterte Kontext sprechen also dafür, dass t'schuwkah hier in einem positiven Sinn gemeint sein könnte.
Kommentare, die diese Sicht unterstützen:
Carl Friedrich Keil: „Außerdem hat das Weib ihr gottgeordnetes Verhältnis zum Mann überschritten; sie hat sich nicht nur vom Mann emancipiert, um der Schlange zu gehorchen, sondern dazu noch den Mann zur Sünde verleitet. Dafür wird sie mit t'schuwkah, einem an Krankhaftigkeit grenzenden Verlangen nach dem Manne (von schuk laufen, nach einer Sache heftig verlangen) und mit Unterwürfigkeit unter den Mann bestraft. ‚Und er soll über dich herrschen.‘“
Franz Delitzsch: (Zitiert in WStB von Hansjörg Bräumer): Das Wort, mit dem das Verlangen der Frau nach ihrem Mann umschrieben wird, bedeutet auch „Trieb“, „Affekt“ und „Leidenschaft, die zu etwas hintreibt“.
Arnold G. Fruchtenbaum. (Das erste Buch Mose S. 126f.) „Gott spricht hier nicht vom Verlangen einer Frau in geschlechtlicher Einheit, auch nicht vom Verlangen einer Frau, mit einem Ehemann zusammen zu sein – auch, wenn das die Bedeutung in Hohelied 7,10 und auf jeden Fall die allgemein von heutigen wörtlichen Auslegern akzeptierte Übersetzung ist. Relevanter für Vers 16 ist der unmittelbare Kontext des Berichtes in 1. Mose. Mose hat sowohl Genesis 3 als auch Genesis 4 geschrieben, nicht jedoch das Hohelied. Darum muss die Bedeutung von teschukah in diesem Vers dieselbe sein wie in 1. Mose 4 Vers 7. Außerdem wird dieser Begriff beide Male in Genesis mit dem Wort »herrschen« verbunden. Also wird der Frau die untergeordnete Rol1e zugewiesen; und die Aussage von Vers 16 ist, dass die Frau nach Herrschaft über ihren Ehemann verlangen wird, der jedoch ihr Meister sein soll. Sie wird danach trachten, Herrschaft über ihren Ehemann auszuüben – ganz, wie die Sünde über Kain herrschen wollte. Adam jedoch sollte sie bezwingen. Teschukah ist ein Wort, das ein Verlangen nach Besitz betont. Die Frau entschied sich, unabhängig vom Mann zu handeln; jetzt wird sie danach verlangen, ihn zu beherrschen und zu besitzen. Sie wird danach verlangen, den Mann zu kontrollieren und die Herrschaft des Mannes zu hinterfragen. Der Mann war schon vor dem Fall Autorität über die Frau; doch jetzt weist sie die Tendenz auf, zu rebellieren und ihn zu beherrschen.“
John MacArthur Studienbibel: „So werden Mann und Frau auch selber in ihrer eigenen Beziehung in Konflikt stehen. Die Sünde hat das harmonische System der von Gott verordneten Rollen in einen unangenehmen Kampf des Eigenwillens verwandelt. … Diese Auslegung beruht darauf, dass in 4,7 dieselben hebr. Wörter und die gleiche Grammatik verwendet werden. Dort geht es darum, dass der Mensch denselben Konflikt mit der Sünde haben wird, die danach strebt, über ihn zu herrschen.“
Genfer Studienbibel: „verlangen“. Die Formulierung „Er soll herrschen über dich“ und die ähnlich lautenden Worte in 4,7b deuten auf das Verlangen der Frau hin, selbst Herrschaft auszuüben. Die Eheordnung bleibt bestehen, ist aber durch den Kampf der Geschlechter von Enttäuschungen gezeichnet.
Die Ryrie Studienbibel: Dein Verlangen bedeutet vielleicht, dass sich die Frau stark zu ihrem Mann hingezogen fühlen wird, vielleicht um die Geburtsschmerzen auszugleichen. Oder es könnte bedeuten, dass sie danach verlangt, über ihren Mann zu herrschen. Siehe 4,7, wo dasselbe Wort in diesem Sinn von herrschen gebraucht wird. Er aber wird über dich herrschen. Siehe Eph 5,23.
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