Duby Tal | Moni Haramati | Shimon Gibson. Israel von oben. Atemberaubende Luftaufnahmen zur biblischen Archäologie. Holzgerlingen: SCM Brockhaus 2023. 256 S. Hardcover: 25,00 €. ISBN: 978-3-41702-027-4
Dieser stattliche Bildband, der aus dem Englischen übersetzt wurde und in dieser Sprache schon im Jahr 2008 erschien, misst 24,5 x 33,5 x 2 cm und hat ein Gewicht von mehr als 1,8 kg. Seine vielen seitenübergreifenden Luftaufnahmen sind wirklich sehenswert. Sehr nützlich sind die kleinen Israelkarten, die durch entsprechende Punkte eine Vorstellung der Lage der abgebildeten Orte anzeigen. Neben den erklärenden Texten zu den Fotos der Ausgrabungsstätten, den dazugehörenden Landschaften und gefundenen Artefakten findet der Leser Zitate. Sie stammen von früheren Ausgräbern, dem Ausgrabungsgeschehen, von Besuchern und natürlich aus der Bibel, den Apokryphen, aus islamischen Texten und solchen aus der Kreuzfahrerzeit. Das bringt mehr Lebensnähe in das Betrachten und Lesen.
Der Bildband gliedert sich in sechs Teile. Der erste „Wie alles begann“ grüßt mit der Votivmaske einer heidnischen Göttin und beschreibt wie vor einer Million Jahren kleine Gruppen menschenähnlicher Wesen sich mit Grunzlauten und primitiver Zeichensprache verständigten (S. 10). Man liest weiter von dem Frühmenschen Homo erectus aus der Altsteinzeit (S. 13), findet den Teil eines Schädels und Artefakte im Karmelgebirge und kommt schließlich nach Jericho, das aber nicht vom biblischen Josua erobert werden konnte (S. 16), weil es zu seiner Zeit dort nur Ruinen gegeben hatte. Viele ausgegrabenen Städte werden gezeigt, auch Inschriften aus den Königreichen Juda und Israel (S. 29). Interessant die Zitate S. 25 auch 91 aus einem deutschen Buch: „Rienecker, Maier, Schick, Wendel: Lexikon zur Bibel (4. Aufl. 2019)“. Im gleichen Lexikon hätte man auch etwas Aktuelleres über Jericho und Josua finden können.
In Teil 2: „Die Israeliten treten in Erscheinung“ wird man von einer nachdenklichen Gottheit aus Quitmit begrüßt. Im einführenden Text wird vermerkt, dass die archäologischen Zeugnisse eine andere Geschichte erzählen würden als die Bibel (S. 36). Was die Eroberung der Stadt Ai betrifft, sollte man diese aber nicht bei at-Tall suchen, sondern eher bei dem 1 km entfernten Chirbet el-Maqatir, was heute diskutiert wird.
Teil 3 behandelt den Einfluss der Griechen und Römer im Gebiet Israels. Teil 4 „Das Heilige Land“, das diese Bezeichnung in byzantinischer Zeit erhielt, beschäftig sich mit Juden- und Christentum. In Teil 5 geht es um den Islam und die Kreuzfahrer und im letzten Teil 6 hin zur Neuzeit.
Der Schwerpunkt dieses Bildbandes liegt natürlich bei den Ausgrabungsstätten und Städten von oben – wunderschöne Bilder – und dem, was Archäologie überhaupt zeigen kann. Dazu braucht es viele Indizien, aber möglichst auch Inschriften und alte Texte. Es tut weh, wenn gerade die uralten Texte der Bibel manchmal durch Nebenbemerkungen weggewischt oder angezweifelt werden wie bei Jericho, Ai, Megiddo, Bethlehem (S.154). Selbstverständlich sind manche der gezeigten Orte nur aufgrund christlicher oder jüdischer Überlieferungen lokalisiert wie zum Beispiel der Blutacker (S.95). Nach neueren Grabungen befanden sich gerade dort die Gräber von reichen Juden. Dieser Acker für die Ausländer müsste wohl an anderer Stelle gesucht werden.
Israel ist ein Land, in dem man immer noch auf viele Entdeckungen gespannt sein kann. Und vielleicht tut sich auch noch etwas in der Chronologie der biblischen Zeiten, denn es gibt unter Archäologen seit Jahren Diskussionen über eine nötige Revision der ägyptischen Chronologie, die viele Probleme beheben würde.
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