1. Mose 1,29-31: Gott sagte: "Zur Nahrung gebe ich euch alle samentragenden Pflanzen und alle samenhaltigen Früchte von Bäumen – überall auf der Erde. 30 Allen Landtieren, allen Vögeln und allen Lebewesen, die auf dem Boden kriechen, gebe ich Gras und Blätter zur Nahrung." So geschah es. 31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war tatsächlich sehr gut. Es wurde Abend und wieder Morgen – der sechste Tag.
1. Mose 3,14-18: Da sagte Jahwe-Gott zur Schlange: "Weil du das getan hast, / sei mehr verflucht als alles Herdenvieh / und mehr als alle wilden Tiere! / Kriech auf dem Bauch / und schlucke Staub dein Leben lang! 15 Ich stelle Feindschaft zwischen dich und die Frau, / deinem Nachwuchs und ihrem. / Er wird dir den Kopf zertreten, / und du wirst ihm die Ferse zerbeißen." 16 Zur Frau sagte er: "Viele Unannehmlichkeiten werden über dich kommen / und die Beschwerden deiner Schwangerschaft. / Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären. / Dein Verlangen wird sein, deinen Mann zu besitzen, / doch er wird herrschen über dich" 17 Zu Adam sagte er: "Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, obwohl ich dir das ausdrücklich verboten habe, vernimm das Folgende: ,Deinetwegen sei der Acker verflucht! / Um dich von ihm zu ernähren, / musst du dich lebenslang mühen. 18 Dornen und Disteln werden dort wachsen, / doch bietet er dir auch Frucht.
1. Mose 6,11-13: Die Erde aber verdarb vor Gott und füllte sich mit Verbrechen. 12 Gott sah sich das an: Die Erde war vollkommen verdorben, denn alle Menschen waren vom rechten Weg abgekommen. 13 Da sagte Gott zu Noah: "Ich habe beschlossen, Mensch und Tier zu vernichten, denn ihretwegen ist die Erde voller Gewalt.
Nach Vollendung seiner Schöpfung sagte Gott „sehr gut“. Damals nährten sich alle seine Geschöpfe von Pflanzen und ihren Früchten.
Später aber hieß es von der ganzen Erde, sie sei „vollkommen verdorben“. Es muss also in der Zwischenzeit etwas geschehen sein, das alles Leben nachhaltig verändert hat. Angedeutet wird das schon im Gottesurteil über die Schlange. Denn dabei wurden auch die anderen Tiere vom Fluch Gottes getroffen. Die Schlange allerdings in erhöhtem Maß, weil sie seitdem auf dem Bauch kriechen und dabei Staub aufnehmen muss.
Auch das Gottesurteil über die Menschen führte zu körperlichen Veränderungen bei der Frau und zu Veränderungen in der Umwelt.
Für die Frau sollten Schwangerschaft und Geburt ursprünglich etwas sehr Schönes sein. Jetzt wird die Freude am neuen Leben getrübt durch die Schmerzen bei der Geburt, die sogar mit Todesgefahr für Mutter und Kind verbunden sind.
Für den Mann sollte die schöpferische Arbeit ursprünglich etwas sehr Befriedigendes sein. Jetzt muss Arbeit gegen Widerstand geschehen und der Ertrag steht oft in keinem Verhältnis zum Aufwand. Durch die Verfluchung des Ackers veränderten sich offenbar auch Klima und Pflanzenwelt.
Auf jeden Fall würde fortan der Tod das Leben von Mensch und Tier bedrohen. Nicht nur, dass jeder Mensch letztendlich zu Staub wird, sondern auch Tiere würden jetzt durch Räuber oder Parasiten umkommen.
Römer 8,18-22: Übrigens meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns sichtbar werden wird, überhaupt nicht ins Gewicht fallen. 19 Die gesamte Schöpfung wartet ja sehnsüchtig auf den Tag, an dem die Kinder Gottes ‹überall› erkennbar werden. 20 Denn alles Geschaffene ist der Vergänglichkeit ausgeliefert – unfreiwillig. Gott hat es so verfügt. Es gibt allerdings Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung wird einmal von dieser Versklavung an die Vergänglichkeit zur Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit werden. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis heute unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen.
Hier sehen wir schon, dass die Folgen des Sündenfalls wirklich Auswirkungen auf die ganze Schöpfung hatten. Zunächst ist vom Leiden des Menschen die Rede. Das bedeutet nicht nur Leid durch andere Menschen oder Umstände, sondern auch Krankheit und letztlich den Tod. Dann aber wird ausdrücklich die außermenschliche Schöpfung angesprochen, die in der Vergänglichkeit versklavt ist und unter ihrem Zustand seufzt. Alle sehnen sich nach Erlösung. Das meint zumindest die außermenschliche Kreatur. Aber wegen des ökologischen Zusammenhangs von Mensch und außermenschlicher Schöpfung ist alles betroffen, was es auf der Erde gibt.
Jedenfalls passt es nicht nur biblisch, sondern auch ökologisch nicht zusammen, wenn behauptet wird, dass die Tierwelt schon immer der Nichtigkeit unterworfen war, der Mensch ursprünglich jedoch nicht. [1]
Vom Pflanzenfresser zum Raubtier
Es bleibt die Frage, wie man es sich biologisch vorstellen kann, dass eine Welt, in der es keinen Tod gab, in eine Welt des Todes verwandelt wurde. Denn die ökologischen Kreisläufe heute basieren auf dem gegenseitigem Verzehr der Organismen.
Alle Strukturen und Verhaltensweisen, die ausschließlich zum Finden, Erbeuten, Verzehren und Verdauen tierischer Nahrung benötigt werden, fehlten also in der ursprünglichen Schöpfung. Die Nahrungsketten mussten also viel einfacher gewesen sein. Auch alles, was zur Feindabwehr benötigt wird (zum Beispiel Tarnung, Mimese, Mimikry), auch Krankheiten und Missbildungen gab es noch nicht. Und natürlich existierten auch keine fleischfressenden Pflanzen.
Wenn man die biblischen Aussagen ernst nimmt, müssen sich nach dem Sündenfall nicht nur die Pflanzen und Tierwelt, sondern auch die ganze Ökologie sehr rasch verändert haben.
Die heutige Biologie liefert nun einige Modelle dafür, wie man sich einen solchen Umbruch vorstellen kann, ohne dass eine Neuschöpfung erforderlich ist und ohne dass destruktive Strukturen in der ursprünglichen Schöpfung bereits verwirklicht gewesen sein mussten.
Nach bisherigen Forschungsergebnissen in der Biologie muss man davon ausgehen, dass das Erbgut und die vorgeschalteten Steuerungen hierarchisch strukturiert sind. Das heißt, jede Instanz wird immer von höheren Instanzen gesteuert. Was aber ist die höchste Instanz? Wenn man da irgendetwas Materielles feststellen könnte, ergibt sich sofort die Frage, was dann diese Instanz in Aktion versetzt.
In Bezug auf die Folgen des Sündenfalls könnte man sich das so denken: Die genetischen Grundlagen (die Bausteine als solche) wurden nicht geändert, die Instanz aber, die ihren Zusammenbau regelt, reagiert auf die veränderten Lebensbedingungen nach dem Fall. Mit demselben „Baumaterial", also auf derselben genetischen Grundlage, werden verschiedenartige „Gebilde" errichtet. Aber die höchste Instanz könnte eine Wandlung erfahren haben, so dass unter den neuen Bedingungen nach dem Sündenfall bei vielen Lebewesen neue Strukturen zum Vorschein kommen.
Für diese Vorstellung gibt es ein interessantes Modell aus der heutigen, uns bekannten Biologie: die fremddienliche Zweckmäßigkeit , wie sie besonders bei Pflanzengallen zu beobachten ist. Das sind spezifisch geformte Gebilde, die auf Blattoberflächen durch Einwirkung fremder Stoffe (Bakterien, Pilze oder Tiere) gebildet werden. Es entstehen auf diese Weise Formen, die die Wirtspflanze sonst nicht erzeugt. Es können sogar am gleichen Blatt verschiedene „Galltiere“ ganz unterschiedliche Gallen hervorrufen. Als Auslöser dient ein Wuchsstoff, ohne dass dabei Erbsubstanz übertragen wird. Diese Gallen sind oft sehr kompliziert und genau den Bedürfnissen des Gastes angepasst.
Was geschieht hier? Das Baumaterial der Wirtspflanze wird zum Bau artfremder Strukturen verwendet. Die Gene und der Zellstoffwechsel der Wirtspflanze geraten offenbar unter eine „fremde Herrschaft“ und werden entsprechend genutzt.
So könnte man sich denken, dass die geschaffenen Organismen durch den Sündenfall unter eine neue „Herrschaft“, unter eine Art Anpassungstrieb an die Bedingungen „dieses Äons“ gerieten und dadurch ihre Lebensweise änderten. Dieser „Herrschaftswechsel“ muss synchron und bei den verschiedenen Arten aufeinander abgestimmt erfolgt sein, so dass ein nahtloser Übergang in die Ökologie nach dem Sündenfall möglich war, wobei die Identität der Arten und Individuen gewahrt blieb.[2]
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[1] In diesem und auch im folgenden Kapitel orientiere ich mich an Reinhard Junker, „Sündenfall und Biologie“. Bildrechte R. Junker.
[2] Siehe auch http://www.genesisnet.info unter: Sündenfall und Biologie. Die Gallenbildung heute ist natürlich kein Beweis für Veränderungen durch den Sündenfall, sondern nur eine Illustration, wie sich unter Einfluss einer fremden „Größe“ die Gestalt wandeln kann.
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