Alles hat der HERR zu seinem Zweck gemacht, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks.(REÜ)

 Manche verstehen Spr 16,4  tatsächlich als Antwort auf die Frage: „Warum hat Gott den Gottlosen geschaffen?“ Ich denke aber, das ist hier nicht die Frage, die beantwortet werden soll, sondern diese: „Warum geht es den Gottlosen oft so gut?“

Antwort: Gott hat alles unter Kontrolle. Er wird den Gottlosen bestrafen am Tag des Unheils. Das kann einen Tag irdischen Gerichts bedeuten oder den Jüngsten Tag des Endgerichts. Bestätigt wird das bei den anderen Vorkommen des Wortes in der Bibel. Der Gottlose wird für seine Gottlosigkeit bestraft.

Nun muss man aber beachten, dass der Gottlose im AT immer einen Menschen in Gottes Volk meint. Das Gegenteil ist der Gerechte, ein Mensch, der im richtigen Verhältnis zu Gott und demzufolge auch zu seinen Nächsten lebt. Der Gottlose weiß zwar, dass es Gott gibt, aber er richtet sich nicht nach seinen Geboten, er tut so, als ob es Gott nicht gibt.

Kein Israelit war von vornherein ein Gottloser, sondern immer ein Glied dieses Volkes. Schon gar nicht wurde jemand von vornherein von Gott zum Gottlosen bestimmt. Das ist widersinnig.

Interessant ist die sehr wörtliche Übersetzung dieses Verses von zwei Juden:

Alles Ding wirkt ER für dessen Antwortgeben, so auch den Frevler, für den Tag, da es bös wird. (Buber-Rosenzweig)

Nach all meinen Überlegungen und Studien würde ich den Vers jetzt so wiedergeben:

Alles ‹Lebendige› führt Jahwe zu ihrer Antwort hin, so auch die Gottlosen zu ihrem Unheils-Tag. (NeÜ neu)

Das hebräische Wort, das die meisten mit „Zweck“ übersetzen, meint wörtlich „Antwortgeben“ und bezieht sich hier auf „alles“. Das Wort „seinen“ bei Schlachter bezieht sich aber nicht auf den Herrn, wie man meinen könnte, sondern auf  alles, was Gott kontrolliert.

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