VorwortLesen Sie im Buch Hiob zunächst die folgenden Verse! Achten sie dabei besonders auf Hinweise, die etwas über die Zeit aussagen, in der Hiob lebte, und über sein Lebensalter vor und nach seinem Leiden.

Hiob 1,1-5    Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob. Er war aufrichtig und anständig, fürchtete Gott und mied das Böse. 2 Ihm wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren. 3 Er besaß 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 Rindergespanne, 500 Eselinnen und sehr viele Sklaven. So stand er im höchsten Ansehen bei allen Männern des Ostens. 4 Seine Söhne feierten gern fröhliche Feste, um miteinander zu essen und zu trinken. Dazu lud jeder an seinem Wochentag seine Brüder und ihre drei Schwestern in sein Haus ein. 5 Wenn diese Festlichkeiten reihum gegangen waren, ließ Hiob seine Söhne holen und heiligte sie. Dann stand er früh am Morgen auf und brachte Gott für jeden von ihnen ein Brandopfer. Er sagte sich nämlich: "Vielleicht haben sie gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt." So machte es Hiob jedes Mal.


Hiob 1,18    Während dieser noch redete, kam ein anderer und berichtete: "Deine Söhne und Töchter aßen miteinander und tranken Wein im Haus ihres ältesten Bruders.


Hiob 42,7-17   Nachdem Jahwe Hiob alles gesagt hatte, wandte er sich an Elifas von Teman. "Ich bin zornig auf dich und deine beiden Freunde", sagte er, "denn ihr habt nichts Verlässliches über mich gesagt wie mein Diener Hiob. 8 Nehmt euch jetzt sieben Stiere und sieben Schafböcke, geht damit zu meinem Diener Hiob und opfert sie mir als Brandopfer für euch! Mein Diener Hiob soll für euch bitten, denn auf ihn will ich hören, damit ich euch nichts Schlimmes antue. Denn ihr habt nichts Verlässliches über mich gesagt wie mein Diener Hiob." 9 Da gingen Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama und taten, was Jahwe ihnen gesagt hatte. Und Jahwe hörte auf Hiob. 10 Er wendete sein Geschick, als er für seine drei Freunde bat, und gab ihm doppelt so viel, wie er gehabt hatte. 11 Da kamen all seine Brüder und Schwestern und alle früheren Bekannten zu ihm. Sie speisten mit ihm in seinem Haus und bekundeten ihm ihre Teilnahme. Sie trösteten ihn wegen all des Unglücks, das Jahwe über ihn gebracht hatte. Jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring. 12 Jahwe segnete Hiob danach mehr als zuvor. Er besaß schließlich 14.000 Schafe, 6000 Kamele, 2000 Rinder und 1000 Eselinnen. 13 Er bekam noch sieben Söhne und drei Töchter. 14 Die erste nannte er Jemima, Täubchen, die zweite Kezia, Zimtblüte, und die dritte Keren-Happuch, Salbhörnchen. 15 Im ganzen Land gab es keine schöneren Frauen als Hiobs Töchter. Ihr Vater gab ihnen Erbbesitz wie ihren Brüdern. 16 Hiob lebte danach noch 140 Jahre und sah seine Kinder und Enkel, vier Generationen. 17 Er starb nach einem langen und erfüllten Leben. NeÜ

Aus den eben gelesenen biblischen Angaben kann man schließen, wie alt Hiob mindestens wurde. Wie hoch schätzen Sie sein Alter?

Wollen wir es noch einmal gemeinsam überprüfen? Hiob hatte also zehn erwachsene Kinder, die für sich lebten, eigene Häuser besaßen und zum jeweiligen Geburtstag alle anderen einluden. Wie lange diese gute Zeit währte, wissen wir natürlich nicht. Wir wissen auch nicht, wie lange Hiobs Prüfungszeit dauerte. Alles eingerechnet, werden es bis dahin wenigstens sechzig bis siebzig Jahre gewesen sein.

Dazu kommen die hundertvierzig Lebensjahre, die Gott ihm anschließend schenkte. Und von den nachgeborenen Kindern konnte er noch die vierte Generation sehen. Alles in allem muss man für die Lebenszeit Hiobs mehr als zweihundert Jahre veranschlagen.

Das bringt uns zur nächsten Frage: In welcher Zeit haben Menschen so lange gelebt? Denn zur Zeit Moses[1] betrug die durchschnittliche Lebenserwartung ja nur siebzig bis achtzig Jahre. Das hat sich bis heute nicht wesentlich geändert.

 In Kapitel 42 finden Sie eine Grafik mit der Antwort. Hiob müsste also, wenn wir die biblischen Informationen wirklich ernst nehmen, noch vor Abraham gelebt haben. Dafür spricht auch, dass Hiob selbst Opfer für seine Kinder brachte. Er als Familienoberhaupt und auch seine drei Freunde brachten Gott Tieropfer, was an die Zeit der Erzväter erinnert. Im späteren Israel durften nur noch die Priester Gott solche Opfer bringen.

Wenn man das ganze Buch auf biblische Bezüge untersucht, werden nur Geschehnisse aus der Urgeschichte erwähnt. Von Abraham und Gottes Bund mit ihm ist noch keine Rede, geschweige denn von Mose und dem Gesetz, das später eine so große Rolle spielte. Die einzige namentlich genannte Person ist Adam. Hiob kannte offensichtlich auch den Sündenfall und seine Folgen, denn er sagte:

Hi 31:33 Habe ich wie Adam meine Sünde verdeckt, / meine Schuld in meiner Brust versteckt?

Hiob wusste ebenfalls, dass Gott den Menschen aus Erde gebildet und sein vierter Freund Elihu wusste, dass Gottes Geist den Menschen zum Leben erweckt hatte.

Hi 10:9 Bedenke doch: Wie Ton hast du mich gestaltet, / und jetzt führst du mich zum Staub zurück?

Hi 33:4 Gottes Geist hat mich gemacht, / der Hauch des Allmächtigen belebt mich.

Auch die Erinnerung an die Sintflut war noch lebendig.

Hi 22:15-16 Willst du den Pfad der Vorwelt befolgen, / den die Gottlosen gegangen sind, die weggerafft wurden vor der Zeit? / Wie ein Strom zerfloss ihr fester Grund.

Es ist durchaus möglich, dass Hiob und seine Freunde noch Noah oder einem seiner Söhne begegnet sind wie aus der Grafik im Kapitel 42 anschaulich wird. Die nachstehende Tabelle liefert weitere Bestätigungen für die sehr frühe Zeit, in der Hiob und seine Freunde lebten.

Sehr alte Begriffe im Buch Hiob

Erläuterung

1,1: Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob.

 

Der Name des Landes stammt wahrscheinlich von einem der ersten Bewohner, vielleicht einem Enkel Sems (1. Mose 10,23). Es bezeichnet ein großes Gebiet östlich der Araba, des Jordangrabens, der bis zum Golf von Elat reicht. Später wohnten dort die Edomiter (Klgl 4,21).

1,15:  da fielen die Sabäer über uns her und raubten alle Tiere.

Die Sabäer kamen vielleicht aus dem Gebiet um Saba bei Dedan im nördlichen Teil Arabiens.

1,17:  Drei Horden der Chaldäer haben unsere Kamelherden überfallen

Hier sind wohl die nomadischen Vorfahren der späteren Eroberer Babylons gemeint, die dann den Kern von Nebukadnezzars Imperium bildeten.

42,11:  Jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring.

Das war eine sehr alte Geldeinheit oder ein Geld- oder Goldgewicht, lange bevor es Münzen gab. Die Bezeichnung wird nur noch in der Zeit des Exodus verwendet.

9,13: Gott hält seinen Zorn nicht zurück, / unter ihm haben sich Rahabs Helfer geduckt.

Rahab kann ein Personenname sein (die Hure in Jos 2,1). Aber bei Hiob und einmal bei Jesaja (51,9) meint es ein urzeitliches Meerungeheuer. Es erinnert an einen Saurier und wird als Bild gottfeindlicher Mächte gebraucht.

40,15: Sieh doch den Behemot, den ich wie dich erschuf.

Behemot ist die Mehrzahl von behema, „Vieh“, meint aber ein einzelnes Ungetüm von Vieh, ein unbesiegbares Riesentier. Die Beschreibung erinnert an einen Saurier.

40,25: Ziehst du den Leviatan mit der Angel herbei?

Mit Leviatan „Der sich Windende“ wird ein aggressives Raubtier beschrieben. Die Beschreibung erinnert an einen Saurier.

 

Außerdem enthält das Buch in der hebräischen Sprache viele Hapaxlegomena. Das sind Ausdrücke, die nur ein einziges Mal vorkommen. Man findet sie weder in der Bibel oder in anderen hebräischen Schriften noch einmal. Das macht die Übersetzung des Buches Hiob so schwer, worüber schon Luther klagte. Denn man kann höchstens aus dem unmittelbaren Zusammenhang im Buch selbst vermuten, was solch ein Wort bedeutet. Andererseits sind gerade diese Worte ein Indiz für ein außerordentlich hohes Alter, weil ihre genaue Bedeutung in späterer Zeit in Vergessenheit geriet und sie nicht mehr verwendet wurden.

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[1] Siehe in Moses Psalm 90,10.

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